Kulturstadt Linz

Nur wenige Städte in Mitteleuropa haben in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen so starken ökonomischen, sozialen und kulturellen Wandel vollzogen wie Linz. War Linz früher beinahe ausschließlich als Industriestadt mit einem Schwerpunkt auf Stahlindustrie bekannt, hat sich das Bild ab den 1970er-Jahren gravierend verändert.

Durch den Bau von großen Kulturhäusern, das Aufkeimen einer vielfältigen Freien Szene und die Entwicklung eines breitenwirksamen Veranstaltungsangebots wurde ein weitreichender Wandel eingeläutet. Beginnend mit der Eröffnung des Stadtmuseums Nordico 1973 und dem Bau des Brucknerhauses an der Donaulände 1974 wurde Schritt für Schritt das Image einer Kulturstadt aufgebaut. Zu den weiteren Meilensteinen zählen die Durchführung des Ars Electronica Festivals, erstmals 1979 im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes und gleichzeitig als Auftakt für die erste Linzer Klangwolke, die Ausrichtung von Großausstellungen im öffentlichen Raum wie Forum Stahl 1971 und 1975, Forum Metall 1977 und Forum Design 1980, allesamt initiiert von der Kunsthochschule, die Gründung des Posthofs 1984 oder die Etablierung von Open-Air-Veranstaltungen mit freiem Eintritt wie dem 1987 gegründeten Internationalen Straßenkunstfestival Pflasterspektakel. Ab Ende der 1970er-Jahre entstanden auch erste unabhängige Kulturinitiativen wie die Stadtwerkstatt 1979, die KAPU 1984 oder das Theater Phönix 1989, die als Freie Szene das Bild der Kulturstadt Linz von Beginn an maßgeblich mitprägten.

Seit 1996 besteht das Ars Electronica Center, eines der weltweit ersten Museen für Technologie und Kunst. Der Europäischen Kulturmonat 1998 war der Probelauf für die spätere Bewerbung von Linz als Europäische Kulturhauptstadt. Im Jahr 2000 erfolgte nach intensiven Diskussionen der Beschluss des ersten Kulturentwicklungsplans für Linz. Mit dem direkt an der Donau liegenden Neubau hat Linz 2003 mit dem Lentos ein Kunst­mu­se­um von inter­na­tio­na­lem Rang erhal­ten. 2007 wurde der Wissensturm mit Vorbildwirkung für viele europäische Städte seiner Bestimmung als Haus des Wissens übergeben.

2009 war Linz sehr erfolgreich ein Jahr lang Kulturhauptstadt Europas und hat damit wieder die Stadt nachhaltig verändert und in den internationalen Fokus gestellt. Das Image von Linz hat sich dadurch endgültig von der Industriestadt zur Industrie- und Kulturstadt verändert. 2013 wurde der zweite Kulturentwicklungsplan vom Gemeinderat beschlossen und 2014 Linz von der UNESCO als UNESCO City of Media Arts in das Creative Cities Netzwerk aufgenommen. In der ehemaligen Tabakfabrik Linz entstand in den letzten Jahren ein „produzierendes Kreativ-Areal“, das österreichweit größte Beachtung erfährt. Es beherbergt mehrere Abteilungen der Kunstuniversität Linz sowie das 2017 eröffnete VALIE EXPORT Center und das 2022 eingerichtete Schaudepot des Stadtmuseums Nordico.

2024 beteiligt sich Linz, insbesondere das Brucknerhaus Linz und das Internationale Brucknerfest, intensiv am großen Jubiläumsjahr zum 200. Geburtstag Anton Bruckners.