3 Der erste Kulturentwicklungsplan für die Stadt Linz

3.1 Einleitung

Der erste Kulturentwicklungsplan der Stadt Linz wurde am 2. März 2000 einstimmig vom Gemeinderat der Stadt Linz verabschiedet. Er sollte die “Leitlinien, Prioritäten und Rahmenbedingungen für die Kulturpolitik von Linz für die nächsten Jahre festlegen.” [1]

Der Kulturentwicklungsplan (kurz: KEP) enthält neben einigen einführenden Worten drei Kapitel zu den Grundlagen, den historischen Voraussetzungen und der aktuellen Ausgangslage für die kulturelle Entwicklung der Stadt. Daran schließt sich ein Bekenntnis der Stadt Linz zur Wahrnehmung des öffentlichen Auftrags bei der Förderung und Entwicklung von Kunst und Kultur an. In einem mit „Linz – Profil“ titulierten Kapitel werdendieGrundsätzeder Kulturpolitik und der Kulturförderung der Stadt Linz festgelegt. In den folgenden zehn Kapiteln wird auf verschiedene Bereiche eingegangen, die für die kulturelle Entwicklung der Stadt Linz von Bedeutung sind:

  • Linz – Europäische Kulturhauptstadt
  • Vernetzung und Kooperation
  • Kunst-und Kulturvermittlung
  • Zielgruppen
  • Kunst-und Kulturförderung
  • Kultur, Politik und Recht
  • Stadt – Räume
  • Neubauten
  • Für eine Symmetrie der Geschlechter
  • Stadtkulturbeirat – Kulturparlament – Kulturentwicklung

Hervorgehoben werden muss, dass im KEP aus formaler Sicht das Bemühen ersichtlich ist, eine klare und verständliche Sprache zu verwenden. Aus kulturplanerischer Perspektive problematisch ist allerdings, dass keine klare Trennung zwischen Zielformulierungen und Maßnahmen erfolgt, wodurch sich eine Überprüfung des Implementierungsfortschritts schwierig gestaltet. Hagelmüller (2008) kritisiert in ihrer vergleichenden Arbeit zu Kulturentwicklungsplänen und -leitbildern zudem, dass den Maßnahmen kein genauer Zeit- und Prioritätenplan hinzugefügt, auf die Umsetzung der genannten Maßnahmen nicht im Detail eingegangen und keine Strategie zur Entwicklung der Maßnahmen festgelegt wurde. [2]

Im Kapitel 18 wird von den beiden für die Erstellung des KEP hauptverantwortlichen Personen, dem ehemaligen Kulturdirektor der Stadt Linz, Siegbert Janko, und dem jetzigen, seit Oktober 2000 amtierenden Rektor der Kunstuniversität, Reinhard Kannonier, auf den Erstellungsprozess näher eingegangen. Dabei wird betont, dass sich der KEP als „work in progress“ versteht, ein Hinweis, der sich auch in den einleitenden Worten zu Beginn des Papiers findet, was u. a. in einer 2004 durchgeführten Überprüfung bislang umgesetzter Maßnahmen zum Ausdruck kommt. Außerdem werden die „lange, intensive und auf breiter Basis geführte Debatte über Kunst und Kultur“ und der „Aufmerksamkeits-und Mobilisierungsgrad in Sachen Kunst und Kultur“ hervorgehoben, d. h. der partizipative Charakter der Erstellung wird als Qualitätsmerkmal des KEP angesehen. [3]

Am Ende des 18. Kapitels wird nochmals auf den Charakter des „work in progress“ hingewiesen, indem interessierte Bürger_innen, Expert_innen, Künstler_innen und Kulturarbeiter_innen auch in Zukunft dazu aufgerufen werden, an der Verwirklichung des KEP mitzuarbeiten und weiterhin Ideen und Anregungen einzubringen. Im Frühjahr 2004 wurde dem Kulturentwicklungsplan folgerichtig ein Kapitel „Work in Progress 2000 – 2004“ hinzugefügt, in dem auf fünf Seiten insgesamt 28 Stichworte angeführt sind, die sich auf Umsetzungen, Ergänzungen, Änderungen oder Anmerkungen zum ersten Kulturentwicklungsplan in seiner Beschlussfassung vom 2. März 2000 beziehen. Die darin enthaltenen Ausführungen betreffen veränderte Rahmenbedingungen und Maßnahmen, die in der Zeit seit Beschlussfassung des ersten Kulturentwicklungsplans umgesetzt wurden. Es handelt sich dabei nicht um eine Evaluierung im engeren Sinn. Darunter würde eine „systematische Anwendung empirischer Forschungsmethoden zur Bewertung des Konzeptes, des Untersuchungsplanes, der Implementierung und der Wirksamkeit sozialer Interventionen“ verstanden. [4]

Kritisch angemerkt werden muss an dieser Stelle, dass ein methodisches Instrumentarium zu einer laufenden Evaluierung des KEP bislang nicht implementiert wurde. Auch eine weitere Zwischenüberprüfung von erfolgten Maßnahmen nach 2004 wurde nicht durchgeführt, wobei zu erwähnen ist, dass von der zuständigen Verwaltungsbehörde, dem Büro Linz Kultur, in einem breiter angelegten, partizipatorischen Prozess eine Neufassung des KEP für das Jahr 2009 intendiert wurde, jedoch aufgrund der politischen Entscheidung, die Erfahrungen des Europäischen Kulturhauptstadtjahrs in den Prozess einfließen zu lassen, und der gegebenen Umstände einer Belastung der Ressourcen durch das Kulturhauptstadtjahr keine Verwirklichung möglich war.

Fußnoten

  1. ↑ Landeshauptstadt Linz 2004, S.2
  2. ↑ vgl. Hagemüller 2008, S. 113
  3. ↑ vgl. Landeshauptstadt Linz 2004, S. 29
  4. ↑ Bortz und Döring 2002, S.96
Dieser Beitrag wurde unter Grundlagenpapier veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.