Runder Tisch zum 5. Forum KEP: TeilnehmerInnen & Ergebnisprotokoll

Förderung von Frauen in der Popularmusik

Dienstag, 12. Mai 2015, 16 – 18 Uhr

TeilnehmerInnen:

Sarah Bachl / Verein Jugend und Freizeit + Ann&Pat
Wolfger Buchberger / BORG Honauerstraße
Veronika Dürrschmid / Musikschule der Stadt Linz
„Hasi“ / KAPU
Gernot Kremser / Posthof Linz
Roswitha Kröll / FIFTITU%
Peter Leisch / Linz Kultur Förderung
Martina Luckeneder / Frauenbüro Stadt Linz
Lukas Luger / OÖN
Elise Mory / pink noise
Kathrin Paulischin / Linz Kultur Projekte
Oona Valerie Serbest / „Empress Club“ in der Stadtwerkstatt
Julius Stieber/ Direktor Kultur und Bildung
Constanze Wimmer / Bruckneruniversität Linz

 

Ergebnisprotokoll:

Themenkomplex 1: Musikalische Ausbildung

Fragen:
1. Welche notwendigen Grundvoraussetzungen gibt es speziell für Mädchen, damit diese ein Instrument erlernen? Welche zusätzlichen Rahmenbedingungen können dies Fördern?
2. Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um bei Mädchen Interesse für die gesamte Bandbreite an Instrumenten zu wecken? Wie können Potenziale gefördert werden ohne Rollenklischees zu bedienen?
3. Woran scheitert es, dass weniger Mädchen/junge Frauen den Schritt zur Professionalisierung tun? Können hier gezielte Fördermaßnahmen im Ausbildungsbereich entgegen wirken?
4. Wie kann Mädchen mehr Handlungskompetenzen vermittelt werden?

Diskussionsergebnisse:

  • Nachwuchswettbewerbe, die Kreativität fördern und/oder verlangen (im Gegensatz zu „Casting-Shows“, wo oftmals nur das instrumentale oder gesangliche Können abgerufen/abgefragt wird).
  • Nachhaltigkeit
  • Auftrittsmöglichkeiten für Nachwuchs (Jugendliche). Anmerkung: Dabei ist zu bedenken, dass gewisse technische Rahmenbedingungen gegeben sind. Oftmals wird erst mit der Entscheidung zur Professionalisierung entsprechendes Equipment angeschafft. In der frühen musikalischen Ausbildung sind oftmals nur Basics (Instrumente) vorhanden.
  • Es braucht Möglichkeiten und Freiräume zum Ausprobieren.
  • Für Mädchen gestalten sich diese Möglichkeiten des Ausprobierens oftmals anders als für Buben. Zum Beispiel Auftritte in einem geschlossenen Kreis, mit und ohne Öffentlichkeit.
  • Mädchen haben spezielle Bedürfnisse, weshalb es einer Förderung bedarf, die diesen Bedürfnissen gerecht wird.
  • Ausbildung im Bereich der Komposition wird vernachlässigt. Fokus liegt auf instrumentaler Ausbildung.
  • Bericht aus den Ausbildungsstätten: In der Musikschule (Alter ca. 4 – 12 Jahre) überwiegt in der Grundausbildung bei Instrumenten der Anteil der Mädchen; im BORG Honauerstraße (Oberstufe / Alter ca. 14 – 19 Jahre) ist der Anteil von Mädchen und Buben im musikalischen Zweig etwa gleich; an der Anton Bruckner Privatuniversität (Alter ab ca. 19 Jahren) tritt bereits ein starkes Gefälle zwischen Männern und Frauen auf;
  • Die Entscheidung zu einer professionellen und/oder weiterführenden Musikausbildung wird in der Pubertät getroffen!
  • Bei Mädchen sind Entscheidungen und Handlungen oftmals mit Emotionalität verknüpft. Daraus ergeben sich spezielle Bedürfnisse für verschiedene Lebensbereiche, wie z.B. Ausbildung, Berufswahl, etc.
  • Bei Mädchen ist Mut oftmals ein Schlüsselfaktor. Anmerkung: Das eigene Können wird bei Mädchen verstärkt selbst hinterfragt. Die Selbsteinschätzung des eigenen Könnens ist oftmals eher negativ – sie entmutigen sich selbst; es braucht im Vergleich zu Buben oft mehr Mut, gewisse Schritte zu wagen/setzen;
  • Stimmungsbarometer aus dem BORG Honauerstraße: Mädchen fühlen sich mit den Rahmenbedingungen und Möglichkeiten in der Ausbildung gleichberechtigt. Anmerkung: Hier gilt es zu hinterfragen, wie die Befragten auf die Zugangsmöglichkeiten, Rahmenbedingungen der Ausbildung, rekurrieren. Ein anderer Zugang zum Thema Gleichberechtigung wäre, die Mädchen zu fragen, was sie sich wünschen bzw. was sie ändern würden in der Ausbildung.
  • Bei der Förderung von NachwuchsmusikerInnen gilt es zu bedenken, dass es Einschränkungen im Bereich der technischen Rahmenbedingungen (eigenes Equipment) gibt.
  • Bei der Wahl der Instrumente gehen Mädchen auch von Äußerlichkeiten aus. D.h. wie sieht jemand aus, der ein bestimmtes Instrument spielt (z.B. „Hampelmanninstrument“). Anmerkung: Mädchen fragen sich, wie sie sich in der Öffentlichkeit präsentieren. Hier gilt es zu hinterfragen, von wo die Bilder kommen, denen Mädchen entsprechen bzw. nicht entsprechen wollen.
  • Mechanismen, die bei Mädchen eine Rolle in der Entscheidung zur weiterführenden Ausbildung führen: Selbstbewusstsein, Fehlerkultur, Rollenbilder
  • Bei Mädchen findet in der Pubertät oftmals eine Interessensverlagerung statt. Anmerkung: Aspekte, die dazu führen können, sind z.B. der Wunsch nach Sicherheit und Stabilität in der Zukunft in Hinblick auf Beruf und Lebensumstände.
  • Mädchen brauchen Erfahrungshorizonte abseits der gesellschaftlichen Bühne. Anmerkung: Freiräume ohne Wertungen und Zuschreibungen, Klischees oder Erwartungen
  • Ausbau der Förderung im alternativen Popkulturbereich

Themenkomplex 2: Öffentliche Wahrnehmung / Repräsentanz von Frauen in der Populärmusik

Fragen:
5. Was hindert Frauen daran im Musikbusiness aktiv zu sein?
6. Wie werden Frauen dargestellt?
7. Wie kann die Präsenz von starken weiblichen Vorbildern gefördert werden? Wie kann Mädchen und jungen Frauen eine Identifikationsmöglichkeit geschaffen werden?

Diskussionsergebnisse:

  • Einfluss von direktem Umfeld und Gesellschaft spielt eine große Rolle. Anmerkung: Bestehende Bilder, Erwartungen und Zuschreiben werden laufend reproduziert, dadurch weiter getragen und vermittelt
  • Es gibt starke Rollenbilder und Klischees Musikerinnen betreffend > hier gilt es zwischen Fremd- und Selbstzuschreibung zu unterscheiden. Anmerkung: Hier gilt es zu hinterfragen, was sind die Kernaussagen von diesen Klischees und Rollen? Anmerkung: Personen, die in der Öffentlichkeit agieren, sind verstärkt Fremdzuschreibungen ausgesetzt. Oftmals müssen explizit Handlungen gesetzt werden, um ungewünschten Zuschreibungen entgegen zu wirken.
  • In der musikalischen Ausbildung braucht es auch die Weitergabe von Know-how im Bereich Selbstvermarktung / Marketing. Anmerkung: Was braucht es für Werbung? Wie komme ich dazu? Was gilt es dabei zu beachten? Wie gehe ich an die Öffentlichkeit? Wie kommuniziere ich mit MedienvertreterInnen?
  • Eigenverantwortung
  • Positionierung
  • Sichtbarkeit und Sichtbarmachung bedingen einander. Anmerkung: Durch die geringere Zahl an Musikerinnen sind diese in Medien per se weniger präsent. Eine verstärkte Sichtbarmachung von Musikerinnen kann auf den potentiellen Nachwuchs wirken.
  • Öffentlicher Raum: Plakatierung ist eine einfache und effiziente Form von Öffentlichkeitsarbeit im unmittelbaren Wirkungskreis. Die Möglichkeiten hierzu sind äußerst limitiert.
  • Bewusstsein bei JournalistInnen, welche Wirkung ihre Darstellung/nicht Darstellung hat.

 

Themenkomplex 3: Programmgestaltung und Veranstaltungen

Frage:
8. Welche Rahmenbedingungen können geschaffen werden um ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in der Programmgestaltung zu erreichen?

Diskussionsergebnisse:

  • In Linz: es braucht verstärkt Vernetzung und Austausch auf allen Ebenen. Zwischen ausbildenden Stätten und Veranstaltern und Medien. Gebündelte Kräfte können einen starken Fördereffekt bewirken.
  • Strukturelle Rahmenbedingen beeinflussen oftmals die Programmgestaltung. Anmerkung: inhaltliche Ausrichtung des Programms, finanzielle Rahmenbedingungen;
  • Bewusstsein bei ProgrammmacherInnen, dass eine bestehende, strukturelle Ungleichheit sich nicht notwendigerweise im Programm widerspiegeln muss.
  • Es braucht „Role Models“ für ein breites Publikum, insbesondere ein jugendliches Publikum (Teenager).
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