Claudia Seigmann

Drei Fragen zum neuen Kulturentwicklungsplan der Stadt Linz:

Claudia Seigmann
Im Vorstand IG Freie Theater & Künstlerische Ko-Leiterin theaternyx, Linz


Was erwarten Sie sich konkret vom neuen Kulturentwicklungsplan?
Linz hat – nach dem großen Wandel von der Industrie- zur Kulturstadt – die Chance zur Kunststadt zu werden, in der eine zeitgenössisch offene, selbstbewusste, kulturell diverse, risikofreudige Kunstszene national wie international Impulse setzt. Der neue Kulturentwicklungsplan beschreibt im besten Fall die Rahmenbedingungen für diese Entwicklung und propagiert langfristiges, prozessorientiertes künstlerisches Schaffen von in Linz lebenden und arbeitenden Künstler_Innen, sowie internationalen Gästen; er setzt sich für durchlässige Institutionen ein und stellt den Beginn eines Dialogs mit der sich wandelnden Bedeutung von Kunst und Kultur in der Gesellschaft dar (Stichworte: Partizipation statt „Kultur für alle“, postmigrantisches Theater, etc.).

Welches Thema ist für Sie das wichtigste, wenn es um die zukünftige kulturelle Entwicklung von Linz geht?
Um für die oben beschriebene Szene Wachstums- und Entwicklungsbedingungen zu schaffen, ist als erster Schritt die Wertschätzung und Förderung von Linzer Künstler_Innen zu verbessern. Da in den kommenden Jahren keine zusätzlichen Mittel für Kunst und Kultur zur Verfügung stehen werden, gilt es die vorhandenen finanziellen Ressourcen strategisch in diesem Sinn einzusetzen. Um eine Re-Evaluation seit langem bestehender Großevents und institutioneller Strukturen wird man dabei nicht umhin kommen. Es geht um die Schaffung von Arbeitsbedingungen, nicht-kommerziellen Freiräumen und zukunftsweisenden Experimentierfeldern für Künstler_Innen.

Eine Maßnahme, die Sie gerne durch den neuen Kulturentwicklungsplan verwirklicht sehen würden?
Eine Neuformulierung der Fördermodelle für Kunstschaffende: Dazu gehören einerseits längerfristige finanzielle Förderungen (z.B. Ein- und Dreijahresförderungen). In den Bereichen Theater, Tanz, Performance, Medien, Bildende Kunst und ihren Überschneidungen kommt eine „räumliche Förderung“ durch die Schaffung von Recherche-, Proben und Aufführungsräumen hinzu. Eine weitere Arbeits- und Präsentationsförderung würde durch die Öffnung bestehender stadteigener Institutionen entstehen, indem diese von unabhängiger Seite kuratierte Residenzen, Studios / Ateliers, Arbeitsstipendien vergeben.

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