Christine Bumberger-Pauska

Geburtsjahr und Geburtsort?

Christine Bumberger-Pauska: 1950, Waidhofen an der Ybbs.

Sie wohnen in Linz? Seit wann?

Christine Bumberger-Pauska: Seit 1955.

Welche kunst- und kulturbezogenen Aktivitäten und Funktionen üben Sie derzeit aus?

Christine Bumberger-Pauska: Mitglied des Landeskulturbeirates, Obfrau des Oberösterreichischen Volksliedwerkes (mit dem angeschlossenen Volksliedarchiv), Schriftführerin im Österreichischen Volksliedwerk und bei Musik der Jugend, im Vorstand des Oö. Forum Volkskultur und der BAG österreichischer Musikvolksschulen. Organisation von Veranstaltungen der von mir geleiteten des Linzer Bezirksjugendsingens

Jurys, irgendetwas in diese Richtung?

Christine Bumberger-Pauska: Ja, mitunter: bei einem Chorwettbewerb und bei Landesjugendsingen.

Wenn Ihr Name im Bericht aufscheint, wie würden Sie die eigene Tätigkeit am ehesten bezeichnen?

Christine Bumberger-Pauska: Organisieren, Ideen verwirklichen. Das ist im Oberösterreichischen Volksliedwerk mit rund 1900 Mitgliedern und vielfältigem Aufgabenspektrum der Fall. Es umfasst einen Seminar- und Veranstaltungsbereich, erfüllt wissenschaftliche Aufgaben, publiziert u. a. Feldforschungsergebnisse, Sing- und Musizierhefte, bietet Serviceleistungen, berät Sänger, Musikanten, Lehrer…initiiert und betreut seit 15 Jahren volksmusikalische Schulprojekte, gibt die Zeitschrift Vierteltakt heraus….

Vorsitzende des Oberösterreichischen Volksliedwerkes.

Christine Bumberger-Pauska: Ja, das passt.

Zur Einrichtung. Das Oberösterreichische Volksliedwerk wurde 1974 gegründet, aber das Volksliedwerk als Gesamtes hat eine viel längere Tradition.

Christine Bumberger-Pauska: Seit 1904, Arbeitsausschüsse in den Kronländern.

Welche Zielgruppen werden durch die Arbeit besonders angesprochen?

Christine Bumberger-Pauska: Zu uns kommen Studenten, die an der Bruckneruniversität Volksmusikinstrumente belegt haben und eine wissenschaftliche Arbeit zu schreiben haben genau so wie der einfache, aktive Volksmusikant, Tänzer und/oder Sänger, dem zu einem Lied der Text fehlt, Menschen, die sich volksmusikalisch fortbilden möchten und besonders viele Literatur Suchende. Wir publizieren daher relativ viel in verschiedensten Besetzungen für Musik- und Singgruppen. Quelle sind vorwiegend unsere Archivmaterialien. Dazu kommt die wissenschaftliche Reihe „Schriften zur Volksmusik in Oberösterreich“, herausgegeben von Dr. Klaus Petermayr.

Auf welchen geografischen Wirkungsbereich zielt die Arbeit in erster Linie ab?

Christine Bumberger-Pauska: Primär auf ganz Oberösterreich. Jene, die Linz näher sind, kommen auch persönlich vorbei und holen etwas. Es gibt auch Mitglieder aus anderen Bundesländern, Bayern und Südtirol. Vor allem durch die Arbeit in den Schulen steigt das Interesse in Lehrerkreisen. Da gibt es ein Projekt „Volksmusik macht Schule“, wo drei Stunden pro Klasse gesungen, musiziert und getanzt wird. Dazu fördert das Bildungsministerium seit 15 Jahren schulische Projekte, die generell auf Volkskultur ausgerichtet sind, nicht nur auf Musik. Werbung ist dafür nicht nötig. Mundpropaganda bringt zahlreiche Interessenten.

In welchen künstlerischen Disziplinen bzw. kulturellen Arbeitsfeldern ist die Einrichtung hauptsächlich tätig? Musik ist klar, Literatur, Tanz, aber bitte noch weiter denken an andere disziplinäre Verschränkungen.

Christine Bumberger-Pauska: Eine Kooperation erfolgt mit dem StifterHaus bei den Feldforschungen. Außerdem gibt es die gemeinsame Veranstaltungsreihe „Wortklang“. Dazu kommt Musikalisches Richtung Jugend wie adventliches Singen mit Kindern und Familien im Schlossmuseum, Volksmusiktage für Jugendliche gemeinsam mit dem Landesmusikschulwerk genauso wie Verkaufs- und Beratungsstände beim Volksmusikwettbewerb in Innsbruck, bei der Musikmesse in Ried, bei den Volksmusiktagen in Regen/Bayern oder beim Weihnachtsmarkt in Kefermarkt. Wir sind dabei, wenn die oberösterreichischen Musikschulen einen Hackbrettmusiktag abhalten oder ein Harfenspielertreffen organisiert wird. Kooperationen laufen für Symposien mit der Bruckneruniversität und dem Institut für Zeitgeschichte an der Johannes Kepler Universität. Eine wichtige Säule ist auch unsere Zeitschrift Vierteltakt, die erscheint drei Mal jährlich. In ihr wird neben Information auch Bildung in Haus geliefert: Auffindung besonderen Notenmaterials, etwas aus dem Archiv und aus der Forschung, eine Gruppenvorstellung, Noten- und CD-Besprechungen, ein Lied und ein Musikstück etc.

Sitz ist in der Landeskulturdirektion, Promenade 33 in Linz, neben dem Haus der Volkskultur. Gibt es in Bezug auf die vorhandene räumliche und technische Infrastruktur aktuell einen Handlungsbedarf, d. h. den Wunsch nach quantitativer Erweiterung oder qualitativer Verbesserung?

Christine Bumberger-Pauska: Seit wir übersiedelt sind, sind wir sehr zufrieden.

Wie viele Personen waren für das Oberösterreichische Volksliedwerk mit Stand 1. Jänner 2011 insgesamt beschäftigt? War das alles ehrenamtlich oder gibt es auch Personen, die auf entgeltlicher Basis arbeiten?

Christine Bumberger-Pauska: Der Verein hat einen wissenschaftlichen Mitarbeiter angestellt, der gleichzeitig auch das Anton Bruckner Institut Linz leitet. Weiters ist eine Landesbedienstete Archivleiterin, die gleichzeitig die Bibliothek des Landesmusikschulwerkes mit betreut. Dazu kommen eine Reihe von Leuten, die freiwillig mitarbeiten, z.B. wenn der Versand des Vierteltakt ansteht. Ein pensionierter Postler versendet die per Internet bestellten Publikationen. Bei Verkaufsaktivitäten wie im Rahmen des Festes der Volkskultur oder wo auch immer stehen Volksmusikexperten wie Brigitte Dumfart, Volker Derschmidt und Lotte Zauner zur Verfügung.

Wie viele Personen sind das ehrenamtlich in etwa?

Christine Bumberger-Pauska: Jene, die sozusagen permanent ehrenamtlich tätig sind, vier bis fünf.

Kurzes Assoziationsspiel: Welche Begriffe fallen Ihnen ein, wenn Sie an „Kulturstadt Linz“ denken?

Christine Bumberger-Pauska: Auf jeden Fall Vielfalt, die durch Ars Electronica Center, Lentos, Salzamt, freie Kulturszene, Moviemento, Nordico, OK, Posthof, Kulturzentren, bildnerische und musikalische Ausbildungsstätten und verschiedene traditionelle Kulturstätten geprägt ist. Sommerliche Aktivitäten gehören seit Jahren dazu. Ich glaube, dass es für alle Interessen Angebote gibt. Klangwolke, Brucknerfest …

Wenn Sie die letzten zehn Jahre, also die Jahre 2000 bis 2010, betrachten: Was lief Ihrer Meinung nach besonders gut in der kulturellen Entwicklung der Stadt Linz?

Christine Bumberger-Pauska: Ich glaube, der Kunstbereich war eher unterrepräsentiert. Wenn ich an die Angebote für Schulen denke, welche Möglichkeiten wir vorfinden in den Museen, der Biologischen Station etc., finde ich, dass Kunst und Natur Aufsteiger sind.

Verbinden sie sonst noch etwas mit einer besonders guten kulturellen Entwicklung?

Christine Bumberger-Pauska: Im musikalischen Bereich hat es eine Erweiterung gegeben, mehr Jazz, Einbindung irgendwelcher Trends, Cross-Over. Die Literatur war vor Jahrzehnten Stiefkind wie auch die Chormusik. In meiner Jugend in Linz wurde ein Jugend-Abonnement mit gemischtem Programm in der Arbeiterkammer angeboten und Filme des Filmrings. Spezifisch für Jugendliche war eher wenig los. Der Wissensturm ist ein wesentlicher Faktor. Er ist nicht nur optisch sehr präsent, auch von der Bewerbung her. Mehr Leute werden dazu verlockt Angebote der Stadtbibliothek und der Volkshochschule zu nützen. Das sind eigentlich Entwicklungen, die sehr in die Breite gehen. Die kulturelle Streuung in den Stadtteilen empfinde ich als besonders wichtig und positiv. Neue Beziehungen werden geschaffen, Kultur nahe gebracht. Wir machen mit der Schule im Volkshaus Keferfeld-Oed, „ZITRONENBLAU und HIMMELGELB“, eine Ausstellung. Was noch in bester Erinnerung ist, das 2009-Projekt mit dem Gelben Haus, weil diese alte Bindermichl-Spallerhof-Getrenntheit ein bisschen aufgelöst worden ist. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass Institutionen und Leute, die früher nie miteinander etwas getan haben und miteinander gekonnt haben, zugänglicher geworden sind, offener werden und Kooperationen eingehen.

Durch Linz09?

Christine Bumberger-Pauska: Ich glaube schon, dass Linz 09 verstärkt dazu beigetragen hat. Ich denke an das Akustikon und an den Kepler Salon. Wer hätte gedacht, dass beides so ein Erfolg wird. Beides war halt so ein richtig toller Anstoß oder auch die Filme mit Führung in den Limoni-Stollen. Das bot Gelegenheit, dort einmal hinein zu gehen. Viele Anlässe sind geschaffen worden Menschen irgendwohin zu locken wo man früher nicht hingehen konnte.

Und mit welchen kulturellen Entwicklungen der Stadt der letzten zehn Jahre sind Sie überhaupt nicht zufrieden?

Christine Bumberger-Pauska: Na ja, für mich ist das teilweise die Stadtwerkstatt oder ähnliche Gruppierungen. Das ist nicht unbedingt meines, muss ich sagen. Aber ich kenne das auch aus dem Landeskulturbeirat. Manches ist Geschmackssache, muss nicht jedem gefallen. Die KUPF ist für mich etwas ein Dorn im Auge. Mich stört, wie in ihrer Zeitschrift vorwiegend respektlos geschrieben wird … Es heißt ja nicht, dass sie für das Fördergeld Lobhudeleien aussprechen müssen. Mir missfällt die übertriebene Provokation. Ich lese die Zeitung nicht mehr.

Sie haben vorher schon von Linz09 gesprochen, dass vieles ermöglich wurde, dass Orte geöffnet wurden, zu denen man sonst nicht gelangt. Was würden Sie sonst noch resümieren zu Linz09?

Christine Bumberger-Pauska: Kultur war für die Menschen in Linz immer im Zentrum angesiedelt und das hat halt über die Grenzen der Stadt hinausgereicht oder ist einfach sehr breit gestreut gewesen. Das war ein ganz wichtiger Aspekt. Und das zweite ist einfach, ich meine, ich bin ja Linz-Fan, dass wirklich vielen Menschen mehr bewusst geworden ist, was sie an und in ihrer Stadt haben und was sie alles bietet. Der Wert der Stadt Linz in verschiedensten Bereichen, auch dadurch dokumentiert, dass viele Fremde hergekommen sind, wurde erhöht. Der Höhenrausch ist hier führend. Für Leute, die Events suchen, war allerhand dabei und Kulturelles ist halt nebenbei mitgegangen und war mitverpackt.

Wie weit strahlt das aus? Inwieweit denken Sie, dass Linz als Kulturstadt wahrgenommen wird?

Christine Bumberger-Pauska: Man muss permanent weiterarbeiten. Ich bin überzeugt, dass viele Nicht- Linzer, die wegen irgendeines Events hergekommen sind, erfahren haben, dass Linz auch kulturell mehr als ein Brucknerhaus, Landestheater und Museen zu bieten hat.

Daran anschließend, womit kann Linz Ihrer Meinung nach im österreichischen Städtewettbewerb punkten, vor allem im Vergleich zu ähnlich großen Städten wie Graz, Salzburg oder Innsbruck? Ist das nur die Ars Electronica oder gibt es da mehr, womit man in kultureller Hinsicht punkten kann?

Christine Bumberger-Pauska: Natürlich denke ich dass die Ars Electronica bzw. das Ars Electronica Center eine enorme Ausstrahlung erreicht und vor allem junge Leute am allermeisten interessiert. Einschlägige Wettbewerbe wie u18 tragen dazu bei. Dazu sollte ein neu orientiertes Brucknerfest kommen. Überhaupt sollte im Brucknerhaus programmäßig noch mehr für Jugend, Familie, weitere Zielgruppen geboten werden. Die örtliche Nähe Brucknerhaus – Lentos könnte für Besonderes attraktiv sein. Das neue Musiktheater mit interessanten Programmen sollte in dieser Richtung punkten. Bewährte Festivals wie Crossing Europe, der kommende Höhenrausch 2 und andere „Specials“ helfen, also kulturelle Vielfalt mit Highlights ist gefragt. Die Tabakfabrik könnte ein Anziehungspunkt werden.

Wie schätzen Sie das Verhältnis von Hochkultur – Subkultur – Volkskultur in Linz ein?

Christine Bumberger-Pauska: Was in Linz der Volkskultur zuzurechnen ist schwer zu beantworten. Ich kenne Heimat- und Trachtenvereine wie „D` Linzer Holzknecht“. Sie stellen jedes Jahr am Bindermichl den Maibaum auf und feiern beim Erntedank Kirche mit. Die Almtaler z’Linz pflegen das Aperschnalzen, die Goldhaubengruppen u. a. Bräuche. Es gibt einen Linzer Volksgesangsverein. Siebenbürgen und andere Volksgruppen bewahren ihre Tänze. Wir machen einmal im Monat ein offenes Singen. Es gibt Krippenfreunde u. a. m. Das Volkskulturangebot ist bescheiden. Von Subkultur weiß ich wenig. Kulturinteressierte Menschen, egal ob an Musik, Film, Kunst, Literatur, Zeitkultur finden immer etwas, manchmal wird zu vieles an einem Tag angeboten. Es gibt viele Veranstaltungsreihen wie jene des ORF OÖ mit Neuer Musik, mit Literaten, Wissenschaftlern. Der Subkultur schenke ich wenig Aufmerksamkeit, ich meine, dass hier auch allerhand los ist. Ich schätze in Relation zur Hochkultur ist die Subkultur vielleicht ein Fünftel, die Volkskultur auch nicht mehr.

Wenn Sie einzelne künstlerische Disziplinen wie Malerei und Grafik, Tanz, Theater, Musik, Literatur, Film, Fotografie usw. betrachten: Wo würden Sie meinen, wäre in der Stadt noch Entwicklungspotenzial vorhanden?

Christine Bumberger-Pauska: Bei Vernetzungen und Crossover. Die Sparte Tanz ist endlich mehr aufgebrochen, wahrscheinlich gibt es noch ein großes Entwicklungspotential. Die Ballettabende im Landestheater werden mittlerweile begeistert besucht. Projekte des OK werden gut angenommen. Sie sind auch offen in verschiedene Richtungen. Film ist ebenfalls ausbaufähig, auch Computerinstallationen etc. Für die bildende Kunst, die Malerei und die Grafik ließe sich am Standort einer Kunstuni noch mehr machen.

Beim Tanzbereich würde ich gerne noch einmal nachfragen. Sie haben beim Ballett angesetzt. Ist das dann nur der Bereich oder schon die Verbindung …

Christine Bumberger-Pauska: … zum Ausdruckstanz und allen modernen Tanzformen.

Welche kulturellen Themen denken Sie, werden die Stadt Linz in den nächsten Jahren vor die größten Herausforderungen stellen?

Christine Bumberger-Pauska: Ein attraktives breit gestreutes Programm zu entwickeln, das allen Spielstätten ausreichend Publikum bringt. Mich fasziniert zum Beispiel, die Kolumne in den OÖNachrichten, die junge Literaten schreiben. Ich würde alles forcieren wo junge Leute sich artikulieren können u. a. zu Themen unserer Zeit. Sie sollen an der Kulturentwicklung beteiligt sein, denn man will ja mehr Junge erreichen. Baustein dazu sind schulische Projekte und das unglaublich reiche und vielfältige Wettbewerbsangebot an Kinder und Jugendliche. Schulklassen könnten jede Woche an irgendetwas teilnehmen, wo mitmachen. Das Bewusstmachen der jüngeren Geschichte ist ein wichtiger Themenbereich, überhaupt soll Interessantes aus der Geschichte unserer Stadt und ihre Besonderheiten u. a. bereits den Volksschülern vermittelt werden. Das bleibt in Erinnerung. Es gibt ein Linzbuch für die 3.Klassler, das sich leider in den letzten Jahren zu einer Reklamebroschüre für die Stadt entwickelt hat. Da waren früher kurze Geschichten drinnen, die sich einprägen und gleichzeitig Wissen vermitteln wie ‚Die Entstehung des Stadtwappens‘. Das sind für die Kinder Identitätsgeschichten. Es gibt zwar jetzt diesen Kinderführer für Linz, aber …

Zu den einzelnen Themenbereichen. Zuerst zur Kunst- und Kulturvermittlung. Inwieweit sind Sie mit dem derzeitigen Angebot an Kunst- und Kulturvermittlung in Linz zufrieden? Was gefällt Ihnen besonders gut? Und was überhaupt nicht?

Christine Bumberger-Pauska: In allen kulturellen Bereichen gibt es Vermittlungsangebote ab dem Kindergartenalter z. B. für alle Museen und das Biologiezentrum, sowohl kindgerechte Führungen als auch Workshops. Hier ist relativ viel passiert, auch für die Kinderkultur außerhalb der Schule: im Kuddelmuddel, vom Kasperl angefangen bis zum Theaterstück für Jugendliche, im u\hof:, im Brucknerhaus die Kinderkonzerte. Ein tolles Linz09-Projekt brachte Künstler zu Workshops mehrmals in die Schulen. Der direkte Kontakt zu einem Künstler, einer Künstlerin weckt das Interesse für eine Sparte der Kunst. Für Veranstaltungen aller Arten sollten es Einführungsangebote geben – wie im Landestheater und manchmal im Brucknerhaus. Erklärungen während eines Konzertabends, vor dem Werk mit einigen Musikbeispielen würden viele Menschen interessieren. Für die Vermittlung moderner Musik oder im Jazzbereich fände ich das besonders gut.

Fallen Ihnen neue Formate und neue Programme ein, wo Sie sagen würden, das wäre doch etwas?

Christine Bumberger-Pauska: Na ja, ich würde alles gut finden, wo man verschiedene Genres miteinander kombiniert, wie im Vorjahr in der Tabakfabrik, innerhalb eines Gebäudes an verschiedenen Plätzen. Da waren die Computeranimationen, Skulpturen, Installationen, Musik, Bekanntes und gänzlich Fremdes. Hier findet man ungezwungen eher Kontakt zu Neuem.

Also ein Crossover?

Christine Bumberger-Pauska: Genau, in Form von Spaziergängen wie bei der Lange Nacht der Museen. Im Literaturbereich würde ich mir mehr wünschen, Verbindungen mit Foto, Film. Für mich war auch diese Ausstellung im Schlossmuseum mit dem Nationalsozialismus, verbunden mit dem Symposium „Klänge der Macht“, ein Beispiel dafür. Das nachfolgende Buch, von uns herausgegeben, wurde von einigen Ältereren kritisiert. Die Nachkriegsgeneration hat es gewagt diese Zeit wissenschaftlich aufzuarbeiten.

Wie schätzen Sie eigentlich die Vernetzung der verschiedenen Kunst- und KulturvermittlerInnen in Linz ein? Was könnte hier verbessert werden? Von der Außensicht, wenn sie mit den Schulklassen einmal im Schlossmuseum sind, einmal im Lentos, einmal im Nordico, wie nehmen Sie das wahr? Sind das separierte Kunst- und Kulturvermittlungprogramme oder glauben sie, dass die vernetzt sind?

Christine Bumberger-Pauska: Ob es da Vernetzungen gibt, kann ich, eher nicht feststellen. Die Museumspädagogen haben bestimmt Kontakte untereinander. Erfahrungsaustausch ist qualitätssteigernd und empfehlenswert, wenn er noch nicht geschieht. Die Verbindung Familienkonzert der Musikschule im Lentos mit Kurzführungen vorher ist ein gutes Angebot für einen Einstieg: „Schauen wir uns das auch einmal an.“

Inwieweit sollte die Stadt Linz besondere Anreize schaffen, um die Kunst- und Kulturvermittlung zu verbessern? Inwieweit würde zum Beispiel die Einführung eines eigenen Preises für Kunst- und Kulturvermittlung helfen?

Christine Bumberger-Pauska: Einen Preis würde ich nicht empfehlen, weil die Vermittler für ihre Arbeit bezahlt werden. Nur ehrenamtliche Arbeit würde ich mit einer Medaille oder einer ideelle Anerkennung würdigen.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen in Linz aus? Wo befinden sich hier Grenzen, disziplinäre Grenzen, wo man sich denkt, das ist schwierig zum Zusammenarbeiten oder ideelle Grenzen?

Christine Bumberger-Pauska: Crossover ist auch hier gefragt. Egal aus welchem Bereich ein Angebot kommt, so ziemlich alles lässt sich verbinden, wenn die Befassten Ideen haben und kooperieren wollen. Unsere Erfahrungen sind positiv, z. B. Oö. Volksliedarchiv + Bruckner-Uni + Zeitgeschichteinstitut der Kepler-Uni + Stifterhaus + Bruckner-Institut.

Was schwebt Ihnen da vor, mit anderen Disziplinen, mit anderen Zugängen, über die Region hinaus?

Christine Bumberger-Pauska: Grundsätzlich etwas zu verbinden, was man bisher nicht versucht hat, zum Beispiel moderne Medien noch mehr für die Vermittlung von Traditionellem bzw. „Bewährtem in neuem Kleid“, Neuentwicklungen nützen. Auf jeden Fall für Angebote aus verschiedenen Richtungen offen sein.

Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Kultureinrichtungen und NGOs/NPOs bzw. Einzelpersonen aus dem Kunst- und Kulturbereich in Linz? Und wie schätzen Sie die Einbindung bei städtischen Kulturveranstaltungen ein?

Christine Bumberger-Pauska: Ein positives Beispiel: Die Einladung von Amateurtheatergruppen in die Linzer Kammerspielen ist motivierend für die Akteure und bringt jeweils ein volles Haus. Die Qualität spielt sicher eine Rolle. Man kann nicht den XY mit irgendeinem „Schmarren“ ins Lentos lassen. Als originelle Kombination fallen mir Lesungen des Stelzhamerbundes in der Straßenbahn ein.

Die Einbindungen kann ich nicht beurteilen, daher auch nicht einschätzen.

Zwischen welchen künstlerischen Disziplinen in Linz könnte die Zusammenarbeit noch optimiert werden? Sie haben vorher zum Beispiel gesagt, der Musik- und Literaturbereich könnten noch verstärkt zusammenarbeiten. Abgesehen von der eigenen Tätigkeit im Verein, gibt es etwas, wo sie sich gedacht hätten, warum wird zwischen diesen beiden Disziplinen in Linz nicht stärker die Verbindung gesucht?

Christine Bumberger-Pauska: Ich glaube Sprache und Kunst. Von der Darstellung und Aufbereitung her, ließe sich vieles bieten, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder: Sprache, Malerei oder irgendeine andere künstlerische Ausdrucksform aus dem bildnerischen Bereich erweitert durch Musikalisches und Bewegung, Verbindungen, die eigentlich alle Sinne ansprechen, um viele Menschen zu erreichen. Zur letzten Frage: Nein.

Letzter Themenbereich. Verhältnis von Stadt, Land und Bund. Wie schätzen Sie das Verhältnis von Stadt Linz und Land Oberösterreich ein, wenn es um kulturelle Angelegenheiten geht?

Christine Bumberger-Pauska: Stadt – Land nicht schlecht. Ich bin sicher, dass Linz09 dazu beigetragen hat und Großprojekte wie das Musiktheater. Bürgermeister Dobusch ist mit dem Lentos ein Paradestück gelungen. Das Theater im Berg war nicht machbar. Ernst Koref hatte recht: Wenn man die Linzer fragt, ob sie ein Brucknerhaus wollen, dann ist es gestorben bevor noch die erste Schaufel in den Boden gegraben ist. Also das Stadt – Land – Verhältnis ist relativ gut, sagen wir mehr als 50/50.

Würde Ihnen etwas einfallen, wie man es verbessern könnte? Abseits von der Politik, man muss nicht unbedingt meinen, die Politiker zu beraten, aber es gibt ja verschiedene Ebenen der Zusammenarbeit, die kulturpolitische Verwaltung, oder auch abseits der kulturpolitischen Verwaltung, die Einrichtungen, Initiativen, Vereine, die im projektiven Zusammenhang arbeiten.

Christine Bumberger-Pauska: Termine und Projektplanungen gehören lange voraus abgestimmt. Offenheit ist dabei erforderlich. Nach grundsätzlicher Einigung über ein gemeinsames Projekt ist alles einzusetzen was der Sache nützt. Meine Erfahrung mit der kulturpolitischen Verwaltung sind positiv.

Welche Rolle spielt die Kulturpolitik auf Bundesebene für eine Stadt wie Linz? Welche Änderungen würden Sie sich hier wünschen?

Christine Bumberger-Pauska: Hinsichtlich der finanziellen Mittel bevorzugt der Bund Wien in hohem Maße und bedient die Landeshauptstädte bzw. die Bundesländer leider verhältnismäßig gering.

Wünschenswert wäre eine politische Lösung, die einen gerechten Aufteilungsschlüssel vorsieht.

Das OÖ. Volksliedwerk bekommt über das Österreichische Volksliedwerk für Schulprojekte Bundesgelder, jedes Bundesland gleich viel.

Das trifft dann die Stadt genauso? Also Bund und Land, wenn das schon nicht passt?

Christine Bumberger-Pauska: Ja, leider. So wie es jetzt ist, ist es ungerecht und daher abzulehnen.

Letzte Frage: Auf was sollte bei der Erstellung des neuen Kulturentwicklungsplans besonders geachtet werden?

Christine Bumberger-Pauska: Visionen haben; Alle Interessens- und Altersgruppen mitarbeiten lassen, ein breit gefächertes Angebot schaffen für jedes Alter, unkonventionelle und neue Vermittlungsformen nicht scheuen, Crossovers fördern, Experimentelles zulassen.

Danke für das Interview.

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