Anselem Uche Njoku

Geburtsjahr und Geburtsort?

Anselem Uche Njoku: Mein Geburtsdatum kann ich sagen, aber das Geburtsjahr nicht. 22. November im Imo State, Nigeria. Das ist im Südosten Nigerias. Und ich bin in Österreich, direkt in Linz, seit 3. Dezember 1997.

Welche kunst- und kulturbezogenen Aktivitäten und Funktionen übst du derzeit aus?

Anselem Uche Njoku: Ich bin Geschäftsführer der Black Community Oberösterreich. Dann bin ich noch im Präsidium des Kompetenzzentrums Migration im ÖGB und Mitglied im Migrations- und Integrationsbeirat der Stadt Linz.

Wenn dein Name wo aufscheint, was sollte dann dabei stehen? Ist Geschäftsführer der Black Community Oberösterreich ok oder hättest du gerne noch eine andere Bezeichnung dabeistehen?

Anselem Uche Njoku: Geschäftsführer der Black Community ist ok.

Zur Einrichtung, zur Black Community einige Fragen. Welche Zielgruppen werden durch die Arbeit besonders angesprochen?

Anselem Uche Njoku: Das ist eine gute Frage. Diese Frage werde ich versuchen, sehr breit zu beantworten. Die Black Community Oberösterreich wurde von elf afrikanischen Vereinen gegründet. Unsere Tätigkeit im Büro hier ist nicht nur für die Menschen aus Afrika, sondern für alle, die solche Probleme haben, die sind wirklich willkommen. Die Afrikaner, die hier her kommen, kommen als ganz normales Klientel und nicht weil sie Afrikaner sind. Letzte Woche hatten wir mindestens drei Leute aus Syrien. Unsere Tätigkeit ist nicht nur für Afrikaner, es ist komplett offen. In unserem Büro hier arbeiten zwei Afrikaner, das bin ich und Ike Okafor und dann Manuela Mülleder und Lucia Rabeder, die sind beide von hier. Also Black Community hat keine Ausgestaltung, dass es nur für Afrikaner ist. Obwohl, es ist als Dachverband der Afrikaner gegründet. Wir stellen in den Mittelpunkt der Gesellschaft die Probleme der Afrikaner, weil sie eine Minderheit in der Gesellschaft sind. Ihre Probleme sind versteckt, die sieht niemand. Und diese Probleme muss jemand in die Gesellschaft bringen und sagen: Hey, das ist genau das, unter dem die Leute leiden. Wie können wir das gemeinsam lösen?

Wie sieht die aktuelle Struktur der Black Community aus? Es gibt die Black Community Oberösterreich als Dachverband und dann die Black Community Linz, oder gibt es diese Trennung nicht mehr?

Anselem Uche Njoku: Diese Trennung gibt es nicht wirklich, es gibt keine Black Community Linz, sondern eine Black Community Oberösterreich. Die Mitglieder der Black Community sind die Vereine. Wir haben elf Einzelmitglieder in der Black Community und diese Einzelmitglieder sind Leute aus beispielsweise … wenn jemand aus der Dominikanischen Republik ist, die haben keinen Verein und diese Person will unbedingt hier mit uns gemeinsam arbeiten oder will ein Mitglied in der Black Community sein, gibt es laut unseren Statuten auch die Möglichkeit für diese Person, ein Mitglied in der Black Community zu sein. Die Mitgliedschaft, wie ich vorher gesagt habe, hat nichts zu tun mit den KlientInnen. Wer ein Problem hat, kann mit dem zu uns kommen. Die Mitgliedschaft hat nur etwas mit dem Teilnehmen in der Generalversammlung der Black Community zu tun und auch, um für den Vorstand der Black Community zu kandidieren. Das ist die Struktur, wie die Mitglieder und die Black Community gemeinsam arbeiten. Für die Generalversammlung darf jeder herein kommen und schauen, was wir machen, wie wir alles diskutieren. Am Anfang haben wir das so gemacht, dass nur Vertreter von diesen Vereinen in die Generalversammlung kommen konnten. Aber nun darf jeder hinkommen und sitzen und schauen, was wir da diskutieren, was wir machen. Aber die Hauptteilnehmer in diesen Diskussionen, das ist auf diesem runden Tisch hier, sind die Vertreter dieser Vereine.

Auf welchen geografischen Wirkungsbereich zielt die Arbeit in erster Linie ab?

Anselem Uche Njoku: Das ist eine gute Frage. Erstens Linz, weil wir in Linz unser Büro haben. Aber als die Black Community Oberösterreich haben wir unsere Hände in allem, was hier in Oberösterreich passiert. Da ist die Black Community die zuständige NGO, wenn es etwas mit Afrikanern zu tun hat. Zum Beispiel gab es letzte Woche einen Fall in Wels. Als ich das gelesen habe, habe ich sofort versucht, die zu kontaktieren. Was ist passiert? Wo ist es passiert? Wer ist der Rechtsanwalt? Und dann können wir alles Weitere vermitteln und weiterleiten an die Gleichbehandlungsanwaltschaft, weil die Black Community nicht alleine arbeitet, sondern mit der Gleichbehandlungsanwaltschaft, dem Antidiskriminierungsbüro. Und der Volksanwaltschaft. Wir haben unsere Hände … das ist der Fall, wie können wir eingreifen? Wer ist zuständig? Dieses Büro ist da und da, ok. Und darum arbeiten wir mit verschiedenen Behörden zusammen.

Wenn man sich künstlerische Disziplinen oder kulturelle Arbeitsfelder ansieht, gibt es da eine Verbindung zur Black Community? Also Aktivitäten, die in künstlerischen Bereichen gesetzt werden und wenn ja in welchen Bereichen wäre das hauptsächlich?

Anselem Uche Njoku: Wie ich vorher gesagt habe, das hängt von der Gestaltung der Black Community ab. Wenn etwas Künstlerisches kommt, eine Anfrage, schauen wir genau bei den Vereinen, die in der Black Community sind, was haben sie? Weil Black Community steht nicht alleine da, sondern mit diesen Vereinen. Welche Musikgruppen haben sie? Was können sie der Gesellschaft anbieten? Wir haben hier in der Black Community zwei Sänger. Einer hat schon sein zweites Album veröffentlicht, wohnt auch in Linz. Am 12. Oktober 2009 ist sein erstes Album in der Hafenhalle veröffentlicht worden. Diese Personen arbeiten gemeinsam mit der Black Community. Wir haben in anderen Vereinen afrikanische, kulturelle Musikgruppen. Wir haben in verschiedenen Vereinen einige Künstlerinnen und Künstler, die, wenn wir eine Anfrage bekommen, wenn sie wollen … wir haben aus Haslach letzte Woche eine eMail bekommen, sie wollen einen afrikanischen Künstler, da schauen wir zuerst bei diesem Verein, bei den Mitgliedsvereinen, ob sie jemanden haben oder ob sie genau das haben, das zu dieser Anfrage passt und dann leiten wir das direkt an diese Person weiter. Das ist die gemeinsame Verbindung. Wir haben alle Bereiche, aber wir müssen vermitteln, welcher Verein, welche Person gebraucht wird, dann bekommen wir das sofort.

Gibt es in Bezug auf die vorhandene räumliche oder technische Infrastruktur aktuell einen Handlungsbedarf, d. h. den Wunsch nach quantitativer Erweiterung oder qualitativer Verbesserung?

Anselem Uche Njoku: Das ist eines der Probleme, das wir seit zwei Jahren jetzt haben. Wir haben viel Arbeit hier, aber die Zeit ist zu knapp. Wir wollen auch einige Praktikanten haben, weil wir wenige Stunden vom Land bekommen haben. Aber diese Praktikanten, was können die dann arbeiten? Wir haben mehr als sieben Projekte, die jetzt noch offen sind. Wenn die Projekte genehmigt werden, wenn wir zusätzliche Mitarbeiter auch haben, wo sollen die dann arbeiten? Laut Behindertengesetz sollen wir auch nicht hier bleiben, weil eine behinderte Person kann nicht auf dieser Treppe heraufkommen. Wir brauchen andere Räume, größere Räume, die für uns passen und die Aktivitäten. Darum ist es wirklich schwer für uns, viele Arbeiten, die wir leisten wollen, durchzuführen. Wir haben nur vier Räume, da ist eine Person, da ist eine, hier ist eine, dann ist es aus. Ich möchte die Projekte, die wir planen, jetzt nicht melden. Aber diese Projekte sind ganz, ganz wichtig für die Gesellschaft. Nicht nur für die Black Community, sondern für die Gesellschaft, für alle Leute da draußen. Aber wo können wir das durchführen? Der Raum ist zu klein. Wir haben vom Land … letztes Jahr habe ich mit ihnen darüber diskutiert und ich möchte dieses Jahr auch mit dem Magistrat darüber diskutieren. Letztes Jahr haben wir mit dem Vertreter von Stadtrat Luger darüber gesprochen und gesagt, wenn ihr uns auch andere Räume zur Verfügung stellen könntet, da wären wir dankbar, weil das hier für uns nicht mehr passt. Es gibt viele Dinge, die jetzt schon kaputt sind. Während des Winters funktioniert der Gasherd nicht, das Gas hat immer Probleme. Es kann sein dass wir zwei Wochen ohne Heizung hier arbeiten. Und das kann niemand akzeptieren, aber wir versuchen es.

Wie sieht es bei den Mitgliedsvereinen aus? Gibt es dort Räume oder eine räumliche Infrastruktur? Wenn Treffen der Vereine stattfinden, ist das dann in Privaträumen?

Anselem Uche Njoku: Wir haben immer Räume gemietet von den Kinderfreunden in der Zaunmüllerstraße, in der Nähe von Bellaflora beim Bulgariplatz. Wir haben Räumlichkeiten von denen gemietet, das haben wir getan für die Generalversammlung. Die Vorstandssitzung haben wir immer hier und wenn wir Sitzungen der Vereine haben, dann ist das hier.

Wie viele Personen arbeiten eigentlich für die Black Community? Und in welchen Arbeitsverhältnissen befinden sich diese Personen? Und wenn ein durchschnittliches Arbeitsmonat oder ein typisches Projekt betrachtet wird: Wie viele Personen sind schätzungsweise für die Black Community auf freiwilliger Basis tätig?

Anselem Uche Njoku: Es gibt in der Black Community normale Dienstverhältnisse. Die Gehälter sind über den Kollektivvertrag geregelt. Es ist ein ganz normales Dienstverhältnis. Und dieses normale Dienstverhältnis ist manchmal … ich meine die Gehälter, die wir bezahlen, das kommt von der Basisförderung. Aber diese Basisförderung reicht nicht. Ich denke bereits jetzt, im Jänner dieses Jahres daran, wie können wir das hier abschließen ohne ins Minus zu gehen? Weil 2011 haben viele NGOs weniger Förderungen vom Land bekommen. Und so ist es auch bei der Black Community hier und den Betrag, also die Förderung, die wir vom Land jedes Jahr haben, reicht nicht für die Basis aus. Das habe ich oft diskutiert und dieses Jahr ist es auch wieder gekürzt. Wie können wir dieses Jahr abschließen, ohne einen Rückstand zu haben. Kommen wir zu den ehrenamtlichen Mitarbeitern. Wir haben einige ehrenamtliche Mitarbeiter, die, wenn sie Zeit haben, kommen, um zu helfen. Wir haben einige, die uns manchmal helfen. Aber wo das Problem liegt, ehrenamtliche Arbeit ist ok, aber es gibt gewisse Arbeiten, die man nicht an die ehrenamtlichen Mitarbeiter geben kann. Ehrenamtliche Mitarbeit ist wirklich gut, das mag ich, das tun wir auch, aber es geht nicht immer, dass man sagen kann, das machen die Ehrenamtlichen. Etwa wenn es um ein professionelles Projekt, um die Durchführung geht, dann geht es nicht mehr.

Über die kulturelle Entwicklung, Situation und Zukunft von Linz. Ein kurzes Assoziationsspiel: Welche Begriffe fallen dir ein, wenn du an „Kulturstadt Linz“ denkst?

Anselem Uche Njoku: Das ist eine schwierige Frage, weil Kulturstadt Linz … da stelle ich mir die Frage, was für eine Kultur ist jetzt Kulturstadt Linz? Wenn Kulturstadt Linz wie bei Linz09 funktionieren kann, dann kann ich sagen, ja, wenn es das gibt. Weil Linz09 in allen kulturellen Bereichen, ob migrantische Kulturen oder einheimische Kulturen, Zugang gegeben hat, dass jeder teilnehmen soll. Außerhalb von Linz09, frage ich mich, was meint man mit Kulturstadt Linz? Letztes Jahr war dieses Linzerauge in der Donau. Das hat viel gekostet, da habe ich mich gefragt, was kann die Gesellschaft mit dem erreichen? Für mich war das nur Geldverschwendung. Das sage ich ganz persönlich, wie ich das gesehen habe. Wenn Linz über Kultur spricht, soll Linz die Hände ausbreiten und Kultur, nicht nur die einheimische Kultur, sondern die migrantische Kultur einbeziehen. Das ist das, was jeder von der anderen Kultur lernen kann. Etwas zu präsentieren. Kultur ist die ganze Zeit, immer nur Kultur, Kultur, Kultur.

Wenn du die letzten zehn Jahre, also die Jahre 2000 bis 2010, betrachtest: Was lief deiner Meinung nach besonders gut in der kulturellen Entwicklung der Stadt Linz?

Anselem Uche Njoku: Lentos, Nummer eins. Das ist gut, das ist ok. Lentos ist wirklich gut. Es gibt gewisse Entwicklungen, die schon seit zehn Jahren … wenn ich so denke, wie Linz vorher war, als ich 1997 hierher kam und wie Linz jetzt ist, im kulturellen Aspekt, da hat sich wirklich einiges geändert. Aber ein Beispiel ist das Lentos.

Auf der anderen Seite: Gibt es kulturelle Entwicklungen der letzten zehn Jahre, mit denen du überhaupt nicht zufrieden bist in der Stadt?

Anselem Uche Njoku: Das kann ich so nicht sagen. Die ganzen kulturellen Aktivitäten oder Projekte, welche die Stadt Linz gemacht hat … Da habe ich mir noch nicht so darüber Gedanken gemacht. Da kann ich nicht gleich etwas Konkretes sagen. Es gibt ein Projekt, das ich unbedingt nächstes Jahr einführen will. Und das, glaube ich, wird auch gut. Nicht nur für die Black Community, sondern für Linz. Es ist ein kulturelles Projekt. Es fehlen Kulturprojekte, die MigrantInnen betreffen. Linz hat verschiedene kulturelle Aktivitäten, Projekte, aber kulturelle Projekte, die auch die MigrantInnen betreffen. Obwohl man Linz als internationale, kulturelle Stadt sieht, das kann ich sagen. Ich meine, so sehe ich das, weil in Linz gibt es viele verschiedene Kulturen aus verschiedenen Ländern, die in Linz hier existieren, aber der Kulturbereich Linz hat diese Kulturvereine oder diese Aktivitäten von den Migranten noch nicht mit einbezogen.

Warum ist das so?

Anselem Uche Njoku: Diese Frage habe ich mir auch gestellt, warum ist das so? Ich denke, Linz ist noch ein bisschen verschlossen. Die Kulturabteilung muss auch die migrantische Kulturen reinbringen. Das ist genau, was die Gesellschaft … so muss Gesellschaft funktionieren, so kann jeder von einander lernen. Jeder hat diesen Mut, zu gehen und zu schauen, was machen sie. Das ist genau die Rolle der Kultur, die sie auch in dieser Gesellschaft spielen sollte. Aber wenn wir kulturelle Aspekte ansehen. Lentos, es ist ein Museum. Wenn jemand hingeht, dann schaut er sich etwas an und dann geht er nach Hause. Aber die anderen Aspekte von Kultur sind überhaupt nicht berührt. Darum habe ich gesagt, es ist für mich irgendwie sehr verschlossen und darum muss man sagen, wir wollen dieses Haus, das Museum zum Beispiel, und jeder soll da kommen und sich das anschauen. Es gibt kulturelle Aspekte, die noch nicht berührt sind.

Inwieweit denkst du, dass Linz international als Kulturstadt wahrgenommen wird?

Anselem Uche Njoku: Das ist das Projekt, das ich nächstes Jahr unbedingt einführen möchte, dass das mehr wahrgenommen wird. Mehr will ich dazu jetzt noch nicht sagen.

Linz09 hast du bereits mehrmals angesprochen. Kannst du ein kurzes Resümee von Linz09 geben? Was war Linz09 für dich?

Anselem Uche Njoku: Linz09 war für mich … wenn man mich fragt, würde ich Linz09 wieder machen, weil Linz09 … vergessen wir nicht, dass es Europäische Kulturhauptstadt war. In einer anderen Weise kann man sagen, es war nicht nur etwas für Linz, sondern für Europa, weil es Europäische Kulturhauptstadt war, darum war alles so … Linz09 hat jedem, ob migrantischen Vereinen oder einheimischen Vereinen oder Kulturvereinen die Gelegenheit gegeben, etwas in der Gesellschaft zu präsentieren, kulturelle Aspekte zu präsentieren. Wenn manche gesagt haben, dass Linz eine multikulturelle Stadt ist, dann … aber viele von diesen kulturellen Aspekten waren versteckt, weil sie keine Gelegenheit hatten, sich in der Gesellschaft zu präsentieren. Aber Linz09 hat diese Gelegenheit 2009 gegeben. Viele Vereine, die Kulturprojekte machen wollten, hatten die Möglichkeit, sich da zu präsentieren. Ich weiß gar nicht, wie viele Male ich in verschiedenen Kulturprojekten war, 2009. Das war wirklich schön. Linz09 war etwas ganz Positives und wenn die Gelegenheit wieder kommt, dann sollte es wiederholt werden.

Welche drei thematischen Schwerpunkte mit Kunst- und Kulturbezug werden deiner Meinung nach zukünftig die größten Herausforderungen für die Stadt darstellen?

Anselem Uche Njoku: Wenn ich da überlege, denke ich zu erst: Was kann die Gesellschaft erreichen? Das ist Nummer eins. Dann stelle ich mir die Frage, was wir hier jetzt machen, die Projekte. Wenn jemand sagt, wenn wir Musik aus jedem Land, aus dem die Leute hier sind, ob Arabisch oder Türkisch oder Nigerianisch, zeigen wollen: Was kann die Stadt erreichen? Wenn wir ein Projekt machen, zu wissen, was erreichen wir, wohin gehen wir, was ist unser Ziel, warum machen wir das? Wohin gehen wir mit dem Projekt? Was wollen wir mit dem Projekt erreichen? Das ist mir ganz wichtig. Nummer drei ist, was für Projekte wollen wir genau durchführen? Die kulturellen, wenn es kulturelle sind. Sorgen wir uns nur um die kulturelle Musik aus den Ländern oder sollen wir andere Künstler auch einladen aus den Ländern oder sollen wir dann sagen, alle Kulturvereine oder migrantischen Kulturvereine. Es gibt einige Kulturgruppen, die eine traditionelle Ausrichtung oder so haben. Sollen wir die auch einladen, damit sie sich in der Gesellschaft präsentieren? Für mich gibt es mehrere Fragen zu stellen, bevor ich dann sage, das ist genau, was wir machen sollen. Aber ich muss zuerst alle diese Aufgaben erledigen, die Meinung zu fragen, was ist ihr Wunsch an die Kultur? Und durch diese Meinungen kann ich wissen, was ich selber denke, ob ich das möchte, ob es richtig ist oder nicht. Ich gebe denen die Aufgabe, nehmt euch zehn Minuten Zeit und überlegt euch, was ist gut, welche Kulturprojekte? Wie können wir etwas verbessern? Was können wir tun? Drei Themen von jedem. Und von da kann ich auch wissen, was wäre der Wunsch der Gesellschaft. Ich weiß nicht, ob diese Richtung, ob meine Antwort richtig ist. Warum ich diese Antwort so gegeben habe, ist, weil die Frage war, drei Themen zu nennen und für mich, sofort drei Themen zu sagen … darum habe ich diese Antwort so gegeben. Diese drei Themen zu finden, wird die Aufgabe von uns allen sein, nicht nur meine Aufgabe.

Ok, weiter zu den einzelnen Themenbereichen. Zuerst zu Internationalität und Linz09.

Anselem Uche Njoku: Wie ich vorher gesagt habe, der positive Aspekt von Linz09 war, dass es vielen migrantischen Vereinen, NGOs, die Projekte machen wollten, die Möglichkeit gegeben hat, die Projekte durchzuführen. Das hat denen die Möglichkeit gegeben, die Räumlichkeit zu erstellen, zum Beispiel die Hafenhalle. Linz09 hat viele, viele Projekte mit den migrantischen Vereinen durchgeführt.

Glaubst du auch, dass das dazu beigetragen hat, dass sich durch Linz09 Linz international stärker positioniert hat, dass das auch nach Außen sichtbar geworden ist und man verstärkt jetzt in der Welt sagt: „Aha, Linz ist Kulturstadt.“?

Anselem Uche Njoku: Ich habe mit ein paar Leuten schon einmal darüber gesprochen, die haben mich gefragt. Diese Leute sind aus Russland. Sie haben jemanden hier besucht und die Person hat mich angerufen, ich soll die bitte vom Bahnhof abholen. Da habe ich beide Männer vom Bahnhof geholt und zu einem Hotel gebracht. Das war eine der ersten Frage, die sie mir gestellt haben, sie wollen Linz wirklich gut sehen. Sie haben gehört, Linz ist schön und Linz war Europäische Kulturhauptstadt 2009. Ich habe gesagt, ja das ist so. Warum ich das jetzt erwähnt habe, ist, dass jemand in Russland gehört hat, Linz war die Kulturhauptstadt Europas. Nur aufgrund dieser Kultur. Das heißt, Linz09 hat Linz auch bekannt da draußen gemacht.

Du hast schon einiges dazu gesagt, was noch weiterführt. Was würdest du empfehlen, welche Maßnahmen sollte denn die Stadt setzen, um Linz noch stärker, noch weiter international bekannt zu machen, zu positionieren, gerade im Kunst- und Kulturbereich?

Anselem Uche Njoku: Mein Ansatz, wenn man mich fragen würde, ist so, dass Linz mehr internationale Festivals durchführen sollte. Die Weiterführung von Festivals ist etwas, was Linz bekannt gemacht hat im Kulturhauptstadtjahr.

Ich hätte noch einige Fragen zu Interkulturalität, Migration, Integration. Wie schätzt du die Entwicklung der migrantischen Kulturarbeit in Linz in den letzten zehn Jahren ein?

Anselem Uche Njoku: Es kommt auf die Länder an. Es gibt einige Länder, die kulturell stark geworden sind. Mit einigen Ländern meine ich Vereine, die von verschiedenen Ländern sind, wie zum Beispiel Nigeria oder Kamerun oder Türkei oder serbische Vereine usw. Es gibt einige, die stark geworden sind und einige sind schwächer geworden. Ich gebe ein Beispiel. Einer der Vereine in der Black Community, der IGBO-Verein, hat eine der besten kulturellen Tanzgruppen hier, aber seit fast zwei Jahren sind sie ganz, ganz schwach.

Das hängt sehr stark mit Personen zusammen, oder?

Anselem Uche Njoku: Es ist so, dass einige Leute, die stark in der Leitung sind, in diesem Kulturbereich, von dem Verein sind, die sind jetzt ausgewandert und jetzt sind neue Leute dazu gekommen und diese neuen Leute müssen alles wieder von Anfang an lernen. Das ist auch nicht leicht, weil es geht vom Spielen bis zum Tanzen, verschiedene Arten von Musik und das schaffen sie nicht so leicht. Und inzwischen haben vier andere Vereine in der Black Community ihre Kulturmusikgruppe gegründet. So ist es in anderen Vereinen auch. Zum Beispiel der Serbische Verein hat jetzt eine Kulturgruppe, das hat es vorher nicht gegeben. Es gibt immer wieder eine positive Stärkung und es kommt darauf an, was dazwischen passiert.

Wie würdest du die Verbindungen zwischen den verschiedenen migrantischen Kultureinrichtungen in Linz beschreiben?

Anselem Uche Njoku: Die Verbindungen dieser Vereine funktionieren nur über den Migrationsbeirat. Der Migrationsbeirat steht im Mittelpunkt. Aber wir dürfen nicht vergessen, der Migrationsbeirat ist im Integrationsbereich tätig. Wenn man sagt, im Kulturbereich, da gibt es in dieser Verbindung nichts. Das ist nur der Migrationsbeirat. In ihm treffen sich diese Vereine, diskutieren Projekte, die Förderung von Projekten, welches Projekt können sie gemeinsam machen usw. Und mit gemeinsam meine ich, der Migrationsbeirat macht dieses Projekt. Aber im Kulturbereich gibt es noch keine Zusammenarbeit zwischen den Vereinen.

Gibt es eigentlich zwischen dem Migrationsbeirat und dem Stadtkulturbeirat, außer dass Marissa Lobo in beiden drinnen sitzt, eigentlich eine Verbindung?

Anselem Uche Njoku: Wenn es eine Verbindung gibt, dann ist das intern. Aber die Mitglieder des Migrationsbeirats und des Stadtkulturbeirats, da gibt es diese Verbindung nicht. Und Marissa war die Vertreterin von maiz im Migrationsbeirat. Ich habe letztes Mal mit ihr gesprochen, seit langer Zeit kommt sie nicht mehr in den Migrationsbeirat. Ich weiß, sie ist jetzt glaube ich im Kulturbereich bei maiz engagiert, aber ich habe sie jetzt schon lange Zeit nicht mehr im Migrationsbeirat gesehen.

Das sollte nicht an Personen hängen, sondern es bräuchte irgendeinen strukturellen Austausch zwischen diesen Bereichen. Einmal im Jahr ein Treffen, wo Projekte gemeinsam überlegt werden oder ähnliches. Letzte Frage. Welche Maßnahmen sollte die Stadt Linz setzen, um Interkulturalität zu fördern?

Anselem Uche Njoku: Wenn ich das jetzt sage, dann ist das meine Idee, mein Wunsch, das ist genau mein Wunsch, der Wunsch der Black Community, weil es geht in die Richtung, der Outcome der Entwicklung. Ich bin froh, wenn wir das gemeinsam erarbeiten. Das ist genau das, was ich vorher erwähnt habe. Ich will einmal im Jahr einen internationalen Kulturtag in Linz abhalten, um die Kulturbereiche von verschiedenen Ländern zu präsentieren. Nicht nur, dass ich immer über Integration nur spreche, wir haben darüber immer geredet, wir haben immer diskutiert, aber miteinander zusammenkommen. Das kann man auch über den Kulturbereich lösen, wenn wir sagen, ok, der 15. Juni ist internationaler Kulturtag in Linz, wo diese Kulturbereiche sich präsentieren, von afrikanischen Ländern, europäischen Ländern oder von amerikanischen Ländern. Das ist Austausch. Das will ich, das ist der Wunsch der Black Community. Wir wollen das durchführen mit dem Magistrat. Das ist genau mein Wunsch.

Also ein eigenständiges, interkulturelles Festival, nicht nur im Rahmen eines bestehenden Formats wie dem LinzFest.

Anselem Uche Njoku: Genau. Gott sei Dank habe ich hier einen Kontakt zum Magistrat.

Danke für das Interview.

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