11. Vernetzung und Kooperation stärken

Angesichts zunehmender Globalisierung und Internationalisierung gilt ein hoher Grad an Vernetzung und Kooperationsbereitschaft in allen gesellschaftlichen Bereichen als Erfolgsfaktor. Schließlich bringen Netzwerke und Kooperationen – nicht zuletzt in Zeiten von Einsparungen und Ressourcenknappheit – Problemlösungen und Ergebnisse zustande, die denen anderer institutioneller Strukturen überlegen sind. Vor allem organisations- und branchenübergreifende Netzwerke können ihre Energien bündeln, um gemeinsam an Zielen zu arbeiten, die allein nicht zu erreichen wären. Dabei zeichnet sich partnerschaftliches Verhalten in Netzwerken durch Kooperationskompetenz, die Gleichrangigkeit der Beteiligten, gemeinsame Visionen und klar formulierte Ziele, die Verknüpfung von Flexibilität und Effizienz sowie den Willen zum Informationsaustausch und zur Reflexion aus.

Das Linzer Kunst- und Kulturleben ist seit Langem durch ein hohes Maß an Kooperationstätigkeit bestimmt, was sich vor allem in der Zusammenarbeit bei Festivals und Projekten, in der Vernetzung von Kultur- und Bildungseinrichtungen oder in der Verschränkung von Kunstschaffenden aus verschiedenen künstlerischen Disziplinen äußert. Dies soll auch in Zukunft weiter gestärkt werden. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Zusammenarbeit von Kultureinrichtungen der Stadt Linz und des Landes Oberösterreich mit der freien Kunst- und Kulturszene gelegt. Linzer Kulturpartnerschaften definieren sich dabei über Vertrauen und Respekt, Kontinuität, Mut zu Grenzüberschreitungen und Fähigkeit zum Empowerment und basieren auf einer Balance aus Geben und Nehmen [siehe Kapitel „Freie Kunst- und Kulturszene fördern“].

Auch wenn der Einsatz neuer Informations- und Kommunikationstechnologien das Agieren in Netzwerken und das Arbeiten in Kooperationen erheblich vereinfacht, ersetzen diese Technologien nicht den Bedarf an Strukturen und mit Ressourcen ausgestatteten zentralen Verantwortungspositionen. Die Kulturdirektion der Stadt Linz sieht zukünftig ihre Rolle verstärkt in der Koordination von Netzwerken und der Initiierung von Kooperationen. Diese Bemühungen sollen sowohl administrativ nach innen als auch im Sinne einer gebündelten Öffentlichkeitsarbeit und eines kulturpolitischen Diskurses nach außen wirken. Dabei definieren sich zukünftige Schwerpunkte in der Vernetzungs- und Kooperationsarbeit sowie im Stadtkulturbeirat über die im Kulturentwicklungsplan formulierten Ziele und Visionen. ExpertInnen aus anderen gesellschaftlichen Bereichen wie Wissenschaft, Soziales, Bildung und Tourismus sollen in diesen neuen Netzwerken und Plattformen vertreten sein [siehe alle anderen Kapitel, insbesondere „Interkulturalität leben“, „Freie Kunst- und Kulturszene fördern“, „Kunst und Kultur vermitteln“, „Junge Menschen beteiligen“ und „Kunst und Kultur öffentlich machen“].

Eine für die Stadt einmalige Dimension an Koordinationsbedarf und Kooperationswillen löste das Europäische Kulturhauptstadtjahr Linz 2009 aus. Ein definiertes Ziel von Linz09 war es, neue Netzwerke und Allianzen auf verschiedensten Ebenen zu schaffen. In der zukünftigen Linzer Kulturentwicklung gilt es, sowohl aus den Fehlern in diesem Zusammenhang zu lernen als auch an die positiven Errungenschaften anzuknüpfen, um diese weiterzuführen bzw. in einer langfristigen Konzeption fortzusetzen. Ein weiteres Anliegen ist die Sicherung der Internationalität der Kulturstadt Linz durch die Beteiligung an der Vernetzung ehemaliger, amtierender und zukünftiger Europäischer Kulturhauptstädte (ECoC) und durch die Teilnahme an anderen internationalen Netzwerken. Dafür sollen auch der kulturelle Austausch zwischen den Partner- und Freundschaftsstädten sowie der Kontakt zu im Ausland tätigen bzw. tätig gewesenen Kunst- und Kulturschaffenden aus Linz genützt werden [siehe Kapitel „Internationalisierung forcieren“].

Das Kulturhauptstadtjahr intensivierte besonders die Zusammenarbeit von Kultur und Tourismus. Es ist Ziel der Stadt Linz, die Qualität eines im Kulturhauptstadtjahr bewährten gemeinsamen Systems für Veranstaltungs- und Vermittlungsservice, Tourismusinformation sowie Ticketing wieder zu erreichen. In Partnerschaft mit dem Linz Tourismus sollen Linzer Kunst- und Kulturverantwortliche Inhalte abstimmen, um durch eine gemeinsame zielgruppenspezifische Aktivierung und vernetzte Öffentlichkeitsarbeit die Kulturstadt Linz weiterhin auf nationaler und internationaler Ebene positionieren zu können. Dabei setzt Linz in seiner touristischen Bewerbung einen Schwerpunkt auf die Zielgebiete Süddeutschland, Südböhmen und Ostösterreich. Weiters unterstützt Linz die Strategie der Europäischen Union für eine Verbesserung der Anbindung des Donauraums an das übrige Europa in Bezug auf Mobilität, nachhaltige Energie sowie Kultur und Tourismus.

Eine im europäischen Vergleich vorbildliche Partnerschaft von Stadt Linz und Land Oberösterreich schuf gemeinsam mit der Republik Österreich die Rahmenbedingungen für eine gesicherte Durchführung von Linz09. Auch die Abstimmung der städtischen Museen mit den Einrichtungen des Landes im Marketing- und Vermittlungsbereich hat sich etabliert und soll in Form von Kooperationsprojekten weiter gefestigt werden. Die Herausforderungen rund um die Neukonzeption des Brucknerfestes und das Musiktheater am Volksgarten bieten Chancen für die Nutzung von Synergien und für eine engere Zusammenarbeit von Stadt und Land im Bereich der Musik und performativen Kunst. Auch bei den Einrichtungen der Wissens- und Literaturvermittlung, wie Wissensturm und StifterHaus, bei Archiven, Instituten und Bibliotheken sollen die Anstrengungen der Stadt und des Landes stärker aufeinander abgestimmt werden.

Zur besseren Nutzung vorhandener Potenziale veranlasste die Stadt Linz innerhalb ihrer organisatorischen Strukturen Reformen wie die Zusammenführung der beiden städtischen Museen Lentos Kunstmuseum Linz und Nordico Stadtmuseum in einer Unternehmung sowie der Stadtbibliothek und der Volkshochschule im Wissensturm. Die Geschäftsgruppe für Kultur, Bildung, Sport und die städtischen Kultureinrichtungen verstehen sich als wichtige und öffentlichkeitswirksame Mitglieder der Unternehmensgruppe Stadt Linz. Dieses nachhaltige Netzwerk optimiert durch ein Zusammenwirken die Leistungsfähigkeit aller städtischen Unternehmungen und sichert damit die hohe Lebensqualität und soziale Ausgewogenheit in der Stadt. Die neuen Unternehmungen Tabakfabrik Linz Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft mbH und Creative Region Linz & Upper Austria GmbH sollen in ihren Aufbauphasen besonders von diesem Netzwerk profitieren.

Basis für die erfolgreiche Kulturentwicklung von Linz ist die konstruktive Partnerschaft von Verwaltung und politischen Organen. Insbesondere nimmt die Stadt Linz im kommunalen Netzwerk des Österreichischen Städtebundes eine aktive Rolle in der Auseinandersetzung mit wichtigen kulturpolitischen Entwicklungen und Tendenzen ein.

Bei Festivals und Events bedarf es im Hinblick auf (Infra-)Struktur und Synergien eines ressourcenschonenden Einsatzes und einer gesteigerten Effizienz. Auch eine inhaltliche Stärkung kultureller Formate muss angestrebt werden. Dies soll die Stadt Linz durch Kooperationen und eine intensivere Abstimmung der Verantwortlichen und Förderstellen in Bezug auf die Ziel- und Bedarfsorientierung der etablierten Formate erreichen. Bei Bestehendem ist eine Konzentration auf die kulturellen und künstlerischen Kernanliegen sowie eine laufende qualitative Adaptierung der Konzepte zu forcieren. Bei neuen Festivals soll eine inhaltliche und organisatorische Verankerung im ganzjährigen Linzer Kulturleben gewährleistet sein.

Maßnahmen:

  • Linz Kultur verstärkt bei den städtischen Festivals Linzfest und Pflasterspektakel die
    Kooperationen mit anderen Einrichtungen und mit VertreterInnen der freien Kunst- und Kulturszene.
  • Die Kulturdirektion der Stadt Linz baut ihre Koordinationstätigkeit im Linzer Kunst- und Kulturbereich im Sinne einer strategischen Kulturplanung und -entwicklung aus und initiiert Vernetzungstreffen zu bestimmten Arbeitsthemen.
  • Die Stadt Linz adaptiert in Zusammenarbeit mit dem Stadtkulturbeirat dessen Struktur und Aufgabenfelder.
  • Der Tourismusverband Linz baut seine bestehende Tourismusinfo zu einem Kultur- und Tourismus-Infocenter für Information, Service und Ticketing aus (analog zur Linz09-Infostelle am Hauptplatz).
  • Kultureinrichtungen der Stadt Linz und des Landes Oberösterreich, die freie Kunst- und Kulturszene und der Tourismusverband Linz intensivieren durch eine stärkere Zusammenarbeit von Festivals und KulturanbieterInnen die inhaltliche Auseinandersetzung mit Linzer Jahresthemen.
  • Linzer Kultureinrichtungen vernetzen ihre Marketingaktivitäten im Sinne einer Effizienzsteigerung und Ressourcenschonung.
  • Die Stadtbibliothek Linz geht mit dem Land Oberösterreich einen Verbund für eine „Digitale virtuelle Bibliothek – DiViBib“ ein, in der alle von der Stadt Linz und vom Land Oberösterreich angeschafften elektronischen Medien für im Verbund teilnehmende Bibliotheken zur Ausleihe zur Verfügung stehen.
  • Die Kulturdirektion der Stadt Linz initiiert eine zielgruppenspezifische Bedarfserhebung in Bezug auf bestehende Festivals und Events mit dem Ziel, Synergien zu heben und gemeinsame strategische Zielsetzungen zu entwickeln.
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