1. Kunst und Kultur barrierefrei machen

Linz bekennt sich im kulturpolitischen Kontext von „Kultur für alle“ zu einem erweiterten Verständnis der Barrierefreiheit, das heißt zu einer uneingeschränkten Zugänglichkeit und Nutzbarkeit von Kunst und Kultur für alle Menschen. Dies bezieht sich auf alle Kunst- und Kultureinrichtungen und -aktivitäten in Linz sowie auf die dazugehörige Informations- und Kommunikationsarbeit. Dieses Ziel entspricht dem Prinzip der sozialen Inklusion*, das die Gleichwertigkeit jedes Individuums sowie die würde- und respektvolle Akzeptanz der Individualität jedes Menschen in der Gesellschaft umfasst. Es ist eine Voraussetzung für eine gleichberechtigte Teilhabe am sozialen, politischen, institutionellen und kulturellen Leben einer Stadt [siehe Kapitel „Interkulturalität leben“ und „Gendergerechtigkeit erreichen“].

Die Stadt Linz verfolgt dabei insbesondere den Abbau von sozialen und ökonomischen Hindernissen. Um die sozialen Barrieren zu verringern, erweitert Linz laufend das Bildungsangebot. Vor allem der Wissensturm als europaweit herausragendes Beispiel umfassender Barrierefreiheit wird als Grundbildungszentrum eine noch stärkere Positionierung erfahren, wozu auch gehört, dass Grundbildungsprogramme auf die Zweigstellen in den Stadtteilen ausgedehnt werden. Zahlreiche Linzer Kultureinrichtungen und Festivals sind bereits langjährige PartnerInnen von Aktionen wie „Hunger auf Kunst und Kultur“ oder dem „Aktivpass der Stadt Linz“. Durch eine Intensivierung von Kooperationen und die Erprobung neuer Modelle soll die Nutzbarmachung des Kunst- und Kulturangebots der Stadt Linz speziell für Menschen aller Generationen, die in Armut leben bzw. armutsgefährdet sind, erweitert werden.

Im Oktober 2008 trat in Österreich das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Kraft. Darüber hinaus stellen das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz und das Oö. Chancengleichheitsgesetz die rechtliche Basis für das Bemühen der Stadt Linz dar, das Entstehen neuer Barrieren zu verhindern und bestehende Barrieren zu verringern.

Gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels hin zu einer immer älter werdenden Gesellschaft liegt das Hauptaugenmerk weiter auf der barrierefreien Erreichbarkeit von und der Zugänglichkeit zu Kultureinrichtungen, Veranstaltungsstätten und kulturellen Formaten in der Stadt. Die Stadt Linz bekennt sich dazu, barrierefreien Zugang zu allen Kultureinrichtungen in der Stadt zu schaffen. Die städtischen Kultureinrichtungen verpflichten sich, besonders bei Neubauten und der Adaptierung neuer kultureller Infrastruktur (Haus der Stadtgeschichte, Tabakfabrik Linz) Barrierefreiheit umzusetzen. Dieses Prinzip wird auch bei kulturellen Großveranstaltungen im öffentlichen Raum und bei Ausstellungsgestaltungen berücksichtigt. Der Neubau von städtischen Kultur- und Bildungshäusern wie Ars Electronica Center, Lentos Kunstmuseum Linz oder Wissensturm hat die Situation bereits erheblich verbessert. Die städtischen Kultureinrichtungen verpflichten sich in diesem Zusammenhang auch, alle Informationen zur barrierefreien Nutzbarkeit umfassend der Öffentlichkeit zu kommunizieren.

Dem Anspruch auf Anerkennung und Unterstützung spezifischer kultureller und sprachlicher Identitäten ist weitestgehend Rechnung zu tragen. Dabei soll besonders das Prinzip einer leicht verständlichen Sprache Berücksichtigung finden und zielgruppenorientiert dem Bedarf nach Mehrsprachigkeit entsprochen werden.

Neben dem Abbau von Barrieren in baulicher, verkehrstechnischer und kommunikativer Hinsicht ist eine gleichberechtigte Teilhabe am kulturellen Leben auch dahingehend zu gewährleisten, dass so oft wie möglich eine Beteiligung von allen an Kunst- und Kulturformaten sichergestellt werden kann. Schlüsselfunktionen nehmen dabei eine zugangssensible Kunst- und Kulturvermittlung, Kunst und Kultur im öffentlichen Raum sowie Selbstermächtigung und Empowerment ein [siehe Kapitel „Kunst und Kultur vermitteln“ und „Kunst und Kultur öffentlich machen“].

Weiterhin unterstützt die Stadt Linz Maßnahmen und Projekte, die Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen die Möglichkeit geben, ihr kreatives, künstlerisches und intellektuelles Potenzial zu entfalten und zu nutzen – nicht nur für sich selbst, sondern auch im Sinne der gesellschaftlichen Vielfalt. In Hinkunft sollen durch gezielte Aktivitäten ein stärkeres Bewusstsein für Kunst und Kultur von und für Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sowie eine Sensibilisierung für das Thema der sozialen Inklusion* gefördert werden. Insbesondere verfolgt die Stadt Linz dieses Ziel durch interdisziplinäre* Kooperationen von Einrichtungen und Initiativen an der Schnittstelle von Kunst und Sozialem sowie durch eine verstärkte Berücksichtigung von barrierefreien Angeboten und Projekten im Regelbetrieb der Kulturinstitutionen im Sinne einer „Kultur für alle“.

Maßnahmen:

  • Die, umgesetzt von der Stadt Linz, im Aufbau befindliche Linzer Servicelandkarte übernimmt die Zusammenführung von relevanten Informationen zum barrierefreien Stadtleben, insbesondere zum Bildungs- sowie zum Kunst- und Kulturbereich.
  • Städtische Sozial-, Bildungs- und Kultureinrichtungen beteiligen sich an Maßnahmen wie dem „Aktivpass“ und dem Kulturpass „Hunger auf Kunst und Kultur“, intensivieren die dahingehende Öffentlichkeitsarbeit und bemühen sich um einen Ausbau von Maßnahmen zur Gewährleistung der sozialen Barrierefreiheit im Sinne einer Beteiligung aller in Linz lebenden Menschen.
  • Der Tourismusverband Linz entwickelt neue Werbeprodukte und Informationskampagnen, die für Gäste die barrierefreien und sozial niederschwelligen Kunst- und Kulturangebote in Linz darstellen und bewerben.
  • Für Genehmigungsverfahren von kulturellen Großveranstaltungen im öffentlichen Raum erstellt Linz Kultur unter Beiziehung von ExpertInnen eine Checkliste zum Thema Barrierefreiheit. Diese Checkliste soll im Genehmigungsverfahren des Bezirksverwaltungsamtes entsprechend berücksichtigt werden.
  • Kultureinrichtungen und Veranstaltungsstätten in Linz informieren auf ihren Webseiten in Form einer Checkliste über den aktuellen Stand in der Umsetzung der sozialen Niederschwelligkeit und der barrierefreien Nutzbarkeit, Erreichbarkeit und Zugänglichkeit ihrer Gebäude und Programme.
  • Die städtischen Kultureinrichtungen und Linz Kultur verpflichten sich zum Einsatz einer leicht verständlichen Sprache, insbesondere in der Öffentlichkeits-, Vermittlungs- und Marketingarbeit.
  • Linzer Kultureinrichtungen entwickeln gemeinsam mit Kunst- und KulturvermittlerInnen und ExpertInnen für Barrierefreiheit sowie mit Behindertenverbänden Kunst- und Kulturvermittlungsformate sowie geeignete Formen der Öffentlichkeitsarbeit. Dabei sollen auch Vorschläge für den zielgruppenorientierten Einsatz von Gebärdensprache und akustischen Medien erarbeitet werden.
  • Die Kultureinrichtungen der Stadt und Linz Kultur koordinieren Aktivitäten, um eine Mitarbeit von Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen im Kulturbetrieb zu ermöglichen sowie deren künstlerische und kulturelle Tätigkeit stärker sichtbar zu machen.
Dieser Beitrag wurde unter Kapitel veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.