6. Räume nutzen und schaffen

Die Schaffung einer zeitgemäßen kulturellen Infrastruktur mit Museen, Theatern und Veranstaltungsräumen in Linz wurde sehr stark vorangetrieben. Die Eröffnung des Musiktheaters am Volksgarten im Jahr 2013 ist dabei als weiterer Baustein einer Entwicklung zu verstehen, die in Verbindung mit dem Europäischen Kulturhauptstadtjahr Linz 2009 vom Lentos Kunstmuseum Linz und dem Wissensturm über den Um- und Neubau des Ars Electronica Center und den neuen Südflügel des Schlossmuseums Linz bis hin zum Atelierhaus Salzamt, der Oö. Landesbibliothek und dem OÖ Kulturquartier führte. Als neue infrastrukturelle Vorhaben sind die Einrichtung eines Hauses der Stadtgeschichte am Standort Pfarrplatz 18 sowie der Ausbau der ehemaligen Tabakfabrik zu einem innovativen Kreativ- und Kulturstandort geplant.

Der Donauraum ist mit dem Bau des Lentos Kunstmuseum Linz, der Neugestaltung des Ars Electronica Center und der Adaptierung des historischen Salzamtgebäudes zum Atelierhaus im letzten Jahrzehnt wesentlich weiterentwickelt worden. Gleichzeitig erfuhr das Donauufer als qualitätsvoller Grünraum für die Freizeitgestaltung der Linzer Bevölkerung mit Maßnahmen wie dem Donaustrand und dem Jugendpoint Donaupark eine weitere Attraktivierung. Die Freiräume entlang der Donau sollen weiterhin als offene Bereiche ohne Konsumzwang erhalten und auch für kulturelle Zwecke nutzbar bleiben. Diese positive Entwicklung hin zur Donau soll dort, wo noch Verbesserungsbedarf besteht, eine Fortsetzung finden.

Der öffentliche Raum in der Stadt soll gesichert und gestärkt werden. Konsumfreie Zonen, die für alle nutzbar sind, müssen erhalten bleiben. Dabei spielen künstlerische Interventionen und sonstige kulturelle Aktivitäten im öffentlichen Raum eine wichtige Rolle. Dazu gehören sowohl stadtraumbezogene Kulturformate wie Pflasterspektakel und Linzfest, Projekte verschiedener Festivals (Ars Electronica, Brucknerfest, Theaterfestival Schäxpir, Nextcomic, Crossing Europe Filmfestival etc.) als auch temporäre Aktionen von Kulturinitiativen und KünstlerInnen. Diese Aktivitäten werden so nicht nur sichtbar gemacht, sondern greifen aktiv in den Stadtraum ein, wodurch relevante Fragen zum kulturellen und ästhetischen Selbstverständnis einer Stadt aufgeworfen werden [siehe Kapitel „Kunst und Kultur öffentlich machen“].

Eine besondere Herausforderung für die Zukunft stellt die Entwicklung des 2009 durch die Stadt Linz angekauften Areals der ehemaligen Tabakfabrik dar. Insgesamt soll der Schwerpunkt bei der Entwicklung der Tabakfabrik auf der Schaffung eines innovativen, international ausgerichteten Produktionsortes liegen, der in unterschiedlichen Bereichen Impulse für die Stadt Linz setzt. Vorgesehen ist eine Mischnutzung, die auf vier thematischen Säulen ruht: Kreativität, Bildung, Soziales und Arbeit. Der Raumbedarf der freien Kunst- und Kulturszene kann am Areal der Tabakfabrik zum Teil gedeckt werden. KünstlerInnen und Kulturinitiativen sollen im Austausch mit Unternehmen aus der Kreativwirtschaft und Einrichtungen aus Bildung und Sozialem eine produktive Symbiose bilden. Als methodische Grundlage für den Prozess der Erschließung wird eine partizipativ und transparent angelegte Vorgangsweise empfohlen, wobei beachtet werden soll, dass auch in der Endnutzung Freiräume für Neues offen zu halten sind. Zur Entwicklung eines lebendigen und ausstrahlungsstarken Ortes der Kreativität, Bildung, Arbeit und des Sozialen ist auch die Ansiedlung von kulturellen Leitbetrieben anzustreben. Zudem muss der Entwicklungsprozess in Form einer offenen Kommunikation über Potenziale und strategische Zielsetzungen stattfinden.

Mit der Tabakfabrik ergibt sich aber auch eine Entwicklungsperspektive in Richtung Linzer Osten und Hafen. Im Kontext der Stadtentwicklung können hier KünstlerInnen und Kultureinrichtungen kreative Impulse geben und Nutzungsmöglichkeiten aufzeigen. Kultur steht hier als Kürzel für nicht kommerziell ausgerichtete Nutzungsszenarien, sei es in Form autonom agierender Stadtteilinitiativen oder durch die Auseinandersetzung mit dem Wert von Brachen und bisher ungenutzten Flächen.

Leerstände für den künstlerischen und kulturellen Bedarf sollen über die Tabakfabrik hinaus verstärkt genutzt werden, um leistbaren Raum für die freie Kunst- und Kulturszene zur Verfügung stellen zu können. Die Nutzung von Leerständen kann wesentlich dazu beitragen, die Ansiedlung von Kreativ- und Kulturschaffenden zu begünstigen, das kulturelle Image einer Stadt zu heben und die Entwicklung und Aufwertung von Stadtteilen zu fördern. Dieses Vorhaben soll auch in Kooperation mit der neu geschaffenen Creative Region Linz & Upper Austria GmbH und unter Beachtung von Infrastruktursynergien mit angrenzenden Umlandgemeinden ausgearbeitet werden. Denn durch die Positionierung von Linz als innovative, kreative, international orientierte Kultur- und Wirtschaftsstadt und den damit zu erwartenden Zuzug von (vornehmlich jungen) Kreativen und Fachkräften profitieren neben der Kultur auch die Wirtschaft, der Tourismus und die Bildung als wesentliche Fortschrittsmotoren einer Stadt.

Im Hinblick auf eine positive Stadtentwicklung ist auch in den einzelnen Stadtteilen auf soziale Ausgewogenheit und Chancengleichheit im kulturellen Bereich zu achten. Neben der Förderung von Stadtteilinitiativen und Vereinen in den Stadtteilen wird es wichtig sein, auch die Infrastrukturressourcen der Stadt stärker für die Stadtteile nutzbar zu machen, zum Beispiel die Zweigstellen der Stadtbibliothek und der Volkshochschule sowie die Volkshäuser und Schulen. Stadtteilprojekte, beispielsweise der Musikschule oder der Museen, können hier Impulse setzen, um das kulturelle Angebot in den städtischen Außenbezirken zu erweitern. Darüber hinaus sind auch Gasthäuser und Märkte wichtige Begegnungs- und Kommunikationszentren in den Stadtteilen und bieten kulturell nutzbare Räumlichkeiten und Auftrittsorte. Die Unterstützung von kulturellen Initiativen und Veranstaltungen in Linzer Gasthäusern, Lokalen und auf den Märkten bleibt daher ein wesentliches Ziel, um Bühnen und Präsentationsmöglichkeiten in Linz zu sichern.

Maßnahmen:

  • Die städtischen Kultureinrichtungen und Linz Kultur verfolgen eine langfristige Weiterentwicklung des Donauraumes zu einem kulturell genutzten Stadtraum, unter anderem durch eine Linzfest-Konzeption als Green Event*, durch eine Öffnung des Brucknerhauses zum Donaupark hin oder durch eine Aufwertung des Programms im Musikpavillon.
  • Die Stadt Linz, insbesondere die Tabakfabrik Linz Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft mbH, entwickelt die Tabakfabrik Linz zu einem internationalen Produktionsort für Kreativität, Bildung, Soziales und Arbeit, der eine Mischung aus betrieblicher und öffentlicher Nutzung vorsieht. Dabei wird auch eine Öffnung von Teilen der Tabakfabrik für künstlerische und kulturelle Nutzungen unter niederschwelligen Rahmenbedingungen ermöglicht.
  • Die Stadt Linz unterstützt Initiativen, die in Teilbereichen des Linzer Hafens ein urbanes, kulturell ausgerichtetes Konzept verfolgen.
  • Linz Kultur entwickelt gemeinsam mit der freien Kunst- und Kulturszene ein Konzept für eine Anschubfinanzierung für künstlerische und kulturelle Zwischennutzungen von Leerständen und informiert über Rahmenbedingungen sowie rechtliche Aspekte.
  • Die städtischen Kultureinrichtungen, insbesondere die Musikschule der Stadt Linz und die Zweigstellen der Volkshochschule und Stadtbibliothek Linz, setzen stadtteilbezogene Projekte (z. B. Ausstellungsformate, Lesenächte, Comicworkshops etc.) um, verstärken damit ihre Position als kulturelle Stadtteilzentren und kooperieren mit den neu eingerichteten Stadtteilbüros und Volkshäusern.
  • Linz Kultur entwickelt den Förderpreis für innovative Stadtteilkulturarbeit (LinzKultur/4) im Sinne einer Schwerpunktsetzung auf künstlerische Stadtteilprojekte weiter und verstärkt die Evaluierung der geförderten Projekte.
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