4. Freie Kunst- und Kulturszene fördern

Die Förderung der freien Kunst- und Kulturszene als wesentlicher Faktor der kulturellen Entwicklung in Linz wurde als einer der Schwerpunkte im ersten Kulturentwicklungsplan der Stadt Linz festgeschrieben. Auch in Zukunft gehört sie zur Kernaufgabe der Linzer Kulturpolitik und hat zum Ziel, einerseits die Unterstützung der Kunstproduktion und Kulturarbeit sowie die Entwicklung kreativer Potenziale bestmöglich zu gewährleisten, andererseits im Sinne des aktuellen Kulturentwicklungsplans der Stadt Linz qualitäts- und bedarfsorientiert gemäß den Schwerpunktsetzungen zu agieren.

Im Bereich der Kunst- und Kulturförderung waren die Aktivierung und Ausweitung von innovationsfördernden Strukturen und die Unterstützung der Vielfalt und Qualität im künstlerischen Schaffen die Ziele der Förderpolitik. Mit der Einrichtung von Sonderförderprogrammen (Stadt der Kulturen ab 2000, LINZimPULS ab 2001, LinzEXPOrt ab 2004, LinzKultur/4 ab 2006, LinzIMpORT ab 2009) werden nun jährlich Fördermittel für ausgewählte Kunst- und Kulturprojekte bereitgestellt. Mit der Einführung von mehrjährigen Förderverträgen ging eine stärkere Planungssicherheit für Kulturvereine einher. Die Unterstützung bei der Errichtung von kultureller Infrastruktur konnte schwerpunktmäßig über Investitionsförderungen umgesetzt werden.

Mit verschiedenen Kultureinrichtungen und -initiativen sowie zahlreichen EinzelkünstlerInnen und Kollektiven hat sich Linz als dynamischer und innovativer Standort einer freien Kunstund Kulturszene in Österreich und darüber hinaus einen Namen gemacht. Heute hat sich das kulturelle Feld wesentlich ausdifferenziert und das Angebot ist vielfältiger geworden. Dadurch haben sich auch die strukturellen und finanziellen Rahmenbedingungen für die freie Kunst- und Kulturszene verändert und einhergehend mit einer Prekarisierung* im Kulturbetrieb teilweise verschärft.

In Hinkunft gilt es, die Verteilung von finanziellen Ressourcen zur Förderung der freien Kunst- und Kulturszene innerhalb des Kulturbudgets weiter zu verbessern. Fördermittel sollen verstärkt nach leicht verständlichen und nachvollziehbaren Kriterien entsprechend den Schwerpunktsetzungen des Kulturentwicklungsplans vergeben werden, um so dem Ziel einer größtmöglichen Transparenz bei der Vergabe von Fördermitteln zu entsprechen.

Darüber hinaus gilt es, einerseits die Basisförderungen für Kulturvereine und -initiativen weiter auszubauen, um innovatives und qualitätsvolles Arbeiten zu gewährleisten und zur Verbesserung der sozialen Lage der KünstlerInnen und KulturarbeiterInnen beizutragen. Andererseits soll eine den Zielen des Kulturentwicklungsplans entsprechende Projektförderung Freiraum für künstlerisches Arbeiten schaffen und die Auseinandersetzung mit spezifischen Themenstellungen ermöglichen.

Die freie Kunst- und Kulturszene ist kreatives Potenzial und kritisches Korrektiv in der Stadt und zugleich eine der Säulen zukunftsorientierter Kultur- und Stadtentwicklung. Impulsgebende Experimente sowie die Bearbeitung aktueller gesellschaftspolitischer Herausforderungen sind jene Bereiche im kulturellen Aufgabenfeld in Linz, die auch durch die freie Kunst- und Kulturszene wahrgenommen werden. Die Förderung von noch nicht etablierten Kunst- und Kulturschaffenden und die Bereitstellung von infrastruktureller sowie finanzieller Unterstützung für einen Einstieg ins Kreativschaffen sollen im Bewusstsein einer Zukunftsinvestition erfolgen. Insbesondere sollen die StudentInnen und AbsolventInnen der Kunstuniversität Linz sowie der Anton Bruckner Privatuniversität als Kreativpotenzial der Stadt Linz verstärkt in den Fokus rücken.

Die Sicherung und Bereitstellung von Raumressourcen für die freie Kunst- und Kulturszene soll entsprechend dem Bedarf an Produktions-, Lager-, Atelier-, Probe- und Auftrittsräumen und im Sinne einer zusätzlichen Fördermaßnahme erfolgen. Dies kann durch Leerstandsnutzungen, die Bereitstellung von leistbarem Raum, eine stärkere Öffnung von städtischer Infrastruktur (Schulen, Volkshäuser etc.) und in Kooperation mit der Tabakfabrik Linz Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft mbH sowie der Creative Region Linz & Upper Austria GmbH umgesetzt werden. Hierbei geht es auch um die Entstehung von Orten, die interdisziplinäres* Arbeiten und eine stärkere Vernetzung der Szene ermöglichen [siehe Kapitel „Räume nutzen und schaffen“].

Kooperationen können zur finanziellen Entlastung der freien Kunst- und Kulturszene beitragen. Daher sollen die Einrichtungen der Stadt Linz gezielt mit der freien Kunst- und Kulturszene zusammenarbeiten, was unter fairen finanziellen und sozialen Rahmenbedingungen in Form von Auftragsverhältnissen oder Projektpartnerschaften erfolgen muss. Kontinuität in der Zusammenarbeit mit der lokalen Kunst- und Kulturszene soll durch eine Verankerung von Zuständig keiten für Kooperationsprojekte in allen städtischen Kultureinrichtungen gewährleistet werden. Nicht nur eine Beratung und Service bietende Unterstützung, sondern auch die aktive Einbindung in das kulturelle Bewusstsein der Stadt sollen dabei weiter forciert werden.

Kunst und Kultur im öffentlichen Raum tragen wesentlich zur Steigerung des gesellschaftlichen Stellenwerts sowie der öffentlichen und medialen Wahrnehmung von Kunst- und Kulturschaffenden bei und fördern das Image einer Kulturstadt. Dazu muss mehr Öffentlichkeit für die freie Kunst- und Kulturszene geschaffen werden. Die freie Kunst- und Kulturszene sowie ihre Angebote sollen daher in den Medien der Stadt Linz stärker repräsentiert und kommuniziert werden. In den öffentlich-rechtlichen und kommerziellen Medien Oberösterreichs soll eine entsprechende Sensibilisierung für die Anliegen der freien Kunst- und Kulturszene erreicht werden.

Maßnahmen:

  • Die Stadt Linz erhöht schrittweise das Budget von Linz Kultur zur Förderung der freien Kunst- und Kulturszene gemäß den im Kulturentwicklungsplan genannten Schwerpunktsetzungen.
  • Linz Kultur erstellt in Abstimmung mit der freien Kunst- und Kulturszene und den Schwerpunktsetzungen des Kulturentwicklungsplans entsprechend einen leicht verständlichen Kriterienkatalog zur Bewertung der Qualität von Projekt- und Fördereinreichungen.
  • Linz Kultur verpflichtet sich zur Bearbeitung von Förderansuchen über die Vergabe von Fördermitteln nach Einlangen der vollständigen Unterlagen innerhalb einer Frist von 3 Monaten, um ein kontinuierliches Arbeiten und die zeitplangemäße Umsetzung von Projekten der freien Kunst- und Kulturschaffenden zu gewährleisten.
  • Linz Kultur schafft die Altersgrenzen bei bisher altersgebundenen Förderungen wie dem Kunstförderstipendium der Stadt Linz ab.
  • Linz Kultur installiert ein Fördermodell für noch nicht etablierte Kunst- und Kulturschaffende mit Linz-Bezug und verfolgt den Ausbau der Förderschiene von Arbeitsstipendien für EinzelkünstlerInnen.
  • Die städtischen Kultureinrichtungen und Linz Kultur nominieren Kontaktpersonen innerhalb ihrer Teams für die freie Kunst- und Kulturszene, die als KommunikatorInnen für Kooperationen nach innen und außen fungieren. Eine frühzeitige Bekanntgabe von Festivalthemen oder inhaltlichen Jahresschwerpunkten erhöht die Kooperationsmöglichkeiten für die freie Kunst- und Kulturszene.
  • Die Stadt Linz erhöht die Präsenz des freien Kunst- und Kulturschaffens in Print- und
    Onlinemedien der Stadt Linz und unterstützt bei der Bereitstellung und Optimierung von kostenlosen Werbeflächen im öffentlichen Raum und in städtischen Kultureinrichtungen, unter anderem in Form von Plakatflächen, Aushangtafeln und Litfasssäulen, um Kulturvereinen sowie Kunst- und Kulturschaffenden bessere Bewerbungsmöglichkeiten für ihre Projekte, Ausstellungen und Veranstaltungen zu bieten.
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