Auf die Frage, inwieweit Linz international als Kulturstadt wahrgenommen wird, geben die Antworten der interviewten Persönlichkeiten ein relativ einheitliches Bild wieder. Nur vereinzelt findet sich die Meinung, dass Linz international als Kulturstadt gar nicht wahrgenommen wird oder sich die Wahrnehmung nur auf das engere, regionale Umfeld beschränkt. Fast durchgängig wird hingegen die Auffassung vertreten, dass das Image von Linz als Kulturstadt zumindest bis in den deutschen Sprachraum hineinwirkt.
Die internationale Wahrnehmung darüber hinaus ist nach Meinung eines Großteils der Interviewpartner_innen nach wie vor einzig und alleine auf die Ars Electronica und damit verbunden auf den Bereich der Medienkunst beschränkt. Begründet wird dies u. a. mit dem Pionierstatus des Festivals, wobei angemerkt wird, dass andere Städte mittlerweile stark aufgeholt bzw. Linz in dieser Hinsicht überholt hätten. Die Aussagen beziehen sich dabei übrigens überwiegend auf das Festival, nur in seltenen Fällen explizit auch auf das Ars Electronica Center und oder das FutureLab. Weiters interpretiert kann festgehalten werden, dass eine Wahrnehmung von Linz als Kulturstadt in stark eingeschränktem Maße noch über spezielle Formate wie Crossing Europe Filmfestival, Pflasterspektakel, Klangwolke, Brucknerfest, Poesiefestival “Für die Beweglichkeit”, nextComic, Linuxwochen Linz, Triennale, Höhenrausch oder TanzTage bzw. einzelne Kultureinrichtungen wie Lentos, OK, Posthof, KAPU oder Stadtwerkstatt erfolgt, wobei dies von den Interviewpartner_innen zumeist mit dem Zusatz verbunden wird, dass damit in erster Linie spezifische Fachkreise angesprochen werden. Eine weitere internationale Wahrnehmung erfährt Linz auch durch eine immer wieder bemerkbare Bezugnahme auf die Zeit des Nationalsozialismus (Patenstadt des “Führers”).
Festzuhalten ist, dass überwiegend mit temporären Formaten auf die Frage nach der internationalen Wahrnehmung der Kulturstadt Linz geantwortet wird. Linz besitzt wenig international herausragende Architektur – verglichen etwa mit Bilbao oder Bregenz – wobei auch kritisch angemerkt wird, dass dies für das Stadtmarketing viel wichtiger sei als für jene Personen, die in der Stadt selbst aktiv sind.
In einigen Interviews wird darauf verwiesen, dass die Bemühungen der letzten Jahrzehnte, Linz zu einer Kulturstadt zu machen, durchaus Früchte tragen und Linz dabei ist, sich als chice und hippe Stadt oder Vorzeigestadt für die kreative Klasse innerhalb der kleinen und mittleren Großstädte in Europa bzw. der so genannten Second Cities einen Namen zu machen, wobei bei manchen der Eindruck erweckt wird, als hätte sich die Entwicklung etwas verlangsamt oder trete auf der Stelle. Einigkeit besteht darin, dass die Stadt durch Linz09 stärker in den internationalen Fokus gerückt und bekannter geworden ist. Allerdings wird im Gegenzug mehrfach bezweifelt, dass es sich um einen länger anhaltenden Effekt handelt, da das Format der Europäischen Kulturhauptstadt hierfür nur bedingt geeignet scheint. Die Liste vergangener, aktueller und zukünftiger Kulturhauptstädte ist lang.
In den Antworten finden sich auch verschiedene Begründungsversuche für die mangelhafte internationale Wahrnehmung von Linz als Kulturstadt:
- Das Fehlen kunstinteressierter Medien in der Stadt (z. B. “Falter”).
- Eine zu geringe Konzentration der verstreuten Bewerbungsstrategien der Kunstund Kultureinrichtungen.
- Die fehlende Besetzung von Zukunftsthemen (z. B. Akustik im urbanen Raum).
- Die fehlende Entwicklung von nachhaltigen Plattformen an der Schnittstelle Kunst – Wirtschaft – Wissenschaft.
- Zu geringe Bemühungen, renommierte internationale Künstler_innen längerfristig an die Stadt zu binden.
- Eine fehlende Strategie, um international agierende Künstler_innen aus Linz längerfristig in der Stadt zu halten bzw. den Kontakt nicht zu verlieren.
- Das Fehlen zusätzlicher, international bedeutender Festivals bzw. die fehlenden
- zusätzlichen Ressourcen zum Ausbau der bestehenden Programme.